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Startseite > Film > Kino | 10.04.2019

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Christo – Walking on Water

Vor dem malerischen Bergpanorama der italienischen Alpen realisierte der legendäre Installationskünstler Christo 2016 auf dem Lago d‘Iseo seine „Floating Piers“. Mit leuchtend gelben Stoffbahnen bespannte Stege aus schwankenden Pontons verbanden die beiden Inseln Monte Isola und San Paolo mit dem Ufer und zeichneten ein abstraktes Kunstwerk in die Landschaft. Das Werk existierte nur für 16 Tage, ermöglichte es aber über 1,2 Millionen Besuchern auf dem Wasser zu laufen.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Wolfgang Volz

Der Dokumentarfilmer Andrey M. Paounov begleitet den bildenden Künstler Christo bei der Realisierung des lang geplanten Projekts „The Floating Piers“ auf dem italienischen See Lago d'Iseo. Wegen des Todes seiner Frau Jeanne-Claude, mit der er das Werk gemeinsam konzipiert hatte, hatte Christo die Arbeit daran lange aufgegeben. Mitte Juni 2016 realisierte der bildende Künstler Christo nun das lang geplante Projekt vor dem Bergpanorama der italienischen Alpen. Dafür bespannte er auf Pontons schwankende Stege mit leuchtend gelben Stoffbahnen und verband so die Inseln Monte Isola und San Paolo mit dem Ufer und schuf so inmitten einer Landschaft ein abstraktes Kunstwerk. Nur 16 Tage existierte das Werk, doch es ermöglichte über 1,2 Millionen Besucher das Laufen über das Wasser. Der Regisseur Paounov blickt hinter die Kulissen und verfolgt für den Film den intensiven und auch chaotischen Entstehungsprozess dieses gigantischen Kunstwerkes…


© Alamode Film

Die Kunstwerke von Christo und Jeanne Claude sind von einer ganz besonderen Art und Weise. Um sie zu sehen muss man keinen Eintritt bezahlen und sie existieren nur eine ganz begrenzte Zeit. In der Vergangenheit haben die beiden Künstler Inseln vor Miami pink umrandet, den Berliner Reichstag silbern verpackt, einen Vorhang in den Bergen von Colorado gespannt und viele andere interessante Projekte. Der einzige Zweck dieser Kunstwerke ist es, von Menschen vor Ort erlebt zu werden. Eine einmalige und hautnahe Erfahrung. Sie hinterlassen bei den Menschen einen ganz besonderen Eindruck des Glücks und des Staunens. „Christo – Walking on Water“ dokumentiert die Entstehungsweise eines ganz besonderen Projektes. Im Sommer 2016 verbanden drei Kilometer goldorange schillernde Stege das am Ufer des norditalienischen Iseosees gelegene Örtchen Sulzano mit zwei vorgelagerten Inseln.

Aus rund 600 Stunden Filmmaterial hat der Bulgarische Regisseur Andrey Paounov eine mitreißende Dokumentation erstellt, die Essenz dieses Kunstprojektes destilliert. Der Film startet 2009 und begleitet den Künstler bei allen Höhen und Tiefen des Projektes. Der Betrachter erlebt hautnah einen Mann, der von seinen Visionen getrieben ist – stur, ungeduldig und aufbrausend. Christo atmet Kunst und ist 24 Stunden am Tag mit seinen Projekten verbunden. Der Film fängt diese Stimmung sehr gut ein. Er gewährt wertvolle und seltene Einblicke in eine ganz besondere Art des modernen Kunstbetriebes mit ihren komplexen Verflechtungen von Bürokratie, Politik und dem kommerziellen Kunstmarkt. Der Film lässt keine Fragen offen und präsentiert einen faszinierenden Menschen, der bisweilen auf der menschlichen Ebene wenig glücklich agiert, aber dafür mit einer wahren Urgewalt den Menschen neue Erfahrungen schenkt.


USA, Italien 2018 | Alamode Film | Start: 11. April 2019 (FSK 0)
R: Andrey Paounov | Dokumentation


 

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