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Startseite > Film > Kino | 11.12.2019

KINO
Cunningham

Merce Cunningham war riskant, brach die Regeln des Tanztheaters, wie man es bis zu diesem Zeitpunkt kannte. Er war visionär und verlangte viel. Aber er inszenierte den Tanz seiner Compagnie auch in einer bis dahin nie dagewesenen Weise. Seine Ästhetik bekommt man in der Dokumentation von Alla Kovgan zu sehen.

von Eve Pohl


© Martin Miseré

Der Dokumentarfilm CUNNINGHAM erweckt die legendären Choreografien von Merce Cunningham – getanzt von den letzten Mitgliedern seiner berühmten Company – noch einmal zum Leben. In poetischen Bildern begleitet der Film Cunninghams künstlerischen Werdegang in der Zeit von 1944 bis 1972, der geprägt war von Risikofreude und innovativer Kraft. Von den frühen Jahren in New York, in denen sich Cunningham als Tänzer durchzusetzen versuchte, bis zu seinem Durchbruch als einer der visionärsten Choreografen der Welt. Unterstützt durch die 3D-Technologie verbinden sich seine Geschichte und seine Ideen zu einer emotionalen Reise in die Welt des Choreografen…

Merce Cunningham inszenierte bunt, die Kostüme waren exzentrisch, genau wie das Bühnenbild, und er selber. Das vermittelt der Film sehr gut. Immer wieder gibt es Erklärungen, O-Töne von Mitgliedern der Compagnie oder Fotos. So kann man neben den Tanzszenen erahnen, was der Choreograf sich bei der Konzeptionierung gedacht hat. Besonders verwirrend ist der Einsatz von 3D Technologie in diesem Film. Denn das Bild geht meistens eher in die Tiefe nach hinten anstatt den Raum nach vorne einzunehmen. Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen mit dieser Technologie, bei denen dem Zuschauer gerne mal Dinge entgegenfliegen, ist der Film eher zurückhaltend und doch wirken einige der Choreografien dadurch noch einmal dynamischer und interessanter. Es gibt mehrere Szenen, die wunderschön und ästhetisch ansprechend inszeniert sind.


© Martin Miseré

Es ist zu erahnen, wie anspruchsvoll und anstrengend die Choreografien sind - gerade weil es sich um gut ausgebildete und talentierte Tänzer handelt – wenn ihre Beine zittern. Im Gegensatz zu klassischem Ballett sind die Kostüme minimalistisch und verschmelzen teilweise mit dem Bühnenbild. Es gibt einen Tanz, in dem die Akteure gepunktete Kostüme in einem Raum mit den gleichen Punkten tragen. Das Auge verliert jeglichen Anhaltspunkt und gerade da sieht man, wie unkonventionell Merce Cunningham gedacht haben muss. Auch die Szene in der die Compagnie im Flugzeughangar tanzt oder zwei sich wunderbar im Wasser eines Baches spiegeln sind so schön, dass man sich darin verlieren könnte. Gerade die ästhetischen Bilder sind eine große Stärke, welche die Regisseurin Alla Kovgan („My Perestroika“) toll auf die Leinwand zaubert.

Allerdings ist es schade, dass man doch weniger über den Choreografen und seine Inspiration lernt, als man vielleicht erwarten würde. Die historische Seite kommt im Gegensatz zur Bildsprache des Tanzes weniger auf die Bühne. Auch über den Ansatz, die Compagnie zu führen und die Mitglieder derselben, erfährt man nur bruchstückhaft etwas. Er sagt zwar, alle Tänzer seien gleich wichtig und er arbeite mit ihnen und ihrem künstlerischen Ausdruck, aber wie er das macht, wiederum nicht. Dieser Film ist insgesamt im wahrsten Sinne des Wortes sehenswert. Jeder Zuschauer, der Wert auf großartig und gleichzeitig feinfühlig inszenierten Tanz an ungewöhnlichen Orten legt, wird hier seine wahre Freude finden. Wer hingegen viel über Merce Cunningham als Person, sein Arbeiten und Leben lernen möchte, ist mit diesem Film eher schlecht beraten.


Deutschland, Frankreich 2018 | Camino Filmverleih | Start: 19. Dezember 2019 (FSK 0)
R: Alla Kovgan | Dokumentation


Großes Gewinnspiel

Zum Kinostart verlosen wir:

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Teilnahme ab 18 Jahre. Einsendeschluss ist der 15.12.2019. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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Darin bitte folgende Punkte aufführen: Vorname, Nachname, E-Mail, Anschrift
(Straße, Hausnummer, Postleitzahl, Stadt), Betreff: CUNNINGHAM

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