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Startseite > Film > Kino | 18.12.2019

KINO
Der geheime Roman des Monsieur Pick

Die Vorstellung, dass es eine Bibliothek gibt, in der alle Romane gesammelt werden, die nie jemand wollte, ist so faszinierend wie skurril. Warum sollte man dort nicht mal einen Jahrhundert-Roman finden? Immerhin wollte zuerst auch niemand Joanne K. Rowlings Roman „Harry Potter“ verlegen.

von Eve Pohl


© Neue Visionen Filmverleih

Auf einer Insel in der Bretagne liegt die geheimnisvolle Bibliothek der zurückgewiesenen Bücher. Hier entdeckt die junge Verlegerin Daphné ein großartiges Manuskript und beschließt, es zu publizieren. Der Roman wird sofort zum Bestseller. Doch der Autor Henri Pick, ein bretonischer Pizzabäcker, ist seit zwei Jahren tot. Seine Witwe kann sich nicht erinnern, ihn jemals schreiben gesehen zu haben – außer wenn es um den Einkaufszettel ging. Der berühmte Literaturkritiker Jean-Michel ist überzeugt, dass Betrüger am Werk sind. Er macht es sich zur Aufgabe, ans Tageslicht zu bringen, wer den Roman wirklich geschrieben hat. Um nichts weniger geht es ihm als die Verteidigung der Literatur. Zwischen Pizzateig und Paradoxa begibt sich Jean-Michel auf Spurensuche. Doch sein detektivischer Eifer bleibt nicht folgenlos. Hier, an diesem kuriosen Ort der unerzählten Geschichten, geraten nicht nur die gewohnten Rollen von Autor und Leser in Schieflage, sondern auch die Selbstsicherheit des Kritikers. Jean-Michel kommt dem Geheimnis immer näher – bis er einen Skandal provoziert, der ganz Paris erschüttert…


© Neue Visionen Filmverleih

Es gibt Menschen, die so gut und teilweise schon fanatisch in dem sind, was sie tun, dass sie ihrem Umfeld damit gehörig auf den Senkel gehen. So ergeht es auch Jean-Michel Roche (Fabrice Luchini), der als berühmter Literaturkritiker im Fernsehen auftritt. Sein Urteil ist scharf. Was er gut findet, muss den allerhöchsten Ansprüchen Stand halten. Als eines Tages ein Buch vom völlig unbekannten Autor Henry Pick, der obendrein eigentlich Pizzabäcker und inzwischen schon zwei Jahre tot ist, an die Spitze der Beststellerlisten schießt, kann er sich das nicht erklären und geht sehr pedantisch ans Werk, um den wahren Autor herauszufinden. Dabei ist er bei weitem nicht feinfühlig und auch nicht zimperlich.

Die Witwe Pick bekommt das genauso zu spüren wie der Friedhofswärter oder die Frau, die die Bibliothek der zurückgewiesenen Bücher inzwischen leitet, nachdem der ursprüngliche Wächter nicht mehr ist. Es entwickelt sich eine wahnwitzige und urkomische Spurensuche mit einem Detektiv, der hauptsächlich Literaturkritiker und weniger Ermittler ist. So beginnt er die Recherche im Katalog der Nationalbibliothek, schaut sich die Eingangsdaten der abgewiesenen Bücher an und sucht im Keller und Haus des Monsieur Pick nach Hinweisen über dessen Recherchen. Daher würde der Film über einen suchenden Literaturkritiker sich auch wunderbar als Stoff für einen Roman eignen. Es gibt mehrere Dinge, die ganz besonders gut funktionieren:


© Neue Visionen Filmverleih

a) Die Spannung und die Chemie zwischen den beiden Suchenden, Jean-Michel und der Tochter Josephine Pick (Camille Cottin) funktioniert und obwohl es manchmal fast romantisch anmutet, sind sie eher wie fast beste Freunde oder sogar das Verhältnis zwischen zwei Familienmitgliedern, die sich sehr nahe stehen. Es gibt nachdenkliche, fröhliche, bezaubernde und wütende Momente, die aber nie an Charme einbüßen. Selbst die Tochter ist nicht ganz davon überzeugt, dass ihr Vater den Roman geschrieben hat, fordert aber Jean-Michel permanent hinaus, was aber mehr einem liebevollen Necken gleichkommt.

b) Die Insel in der Bretagne ist landschaftlich eine Wucht. Es gibt wunderschöne Landschaftsaufnahmen, in denen man hat die gesamte Schönheit eingefangen hat. Es wäre eine Schande, wenn nicht. Zwischen kleinen Gassen mit Kopfsteinpflaster, einem hügeligen Friedhof und der charmantesten Kleinstadt-Bibliothek mit dem kuriosen Raum der verschmähten Bücher gibt es viel Raum, der zwar weit, aber nicht ungefüllt ist. Die Drehorte hat Regisseur Rémi Bezançon („Nos futurs“) wunderbar gewählt.

c) Auch bis kurz vorm Ende kann man nicht erahnen, welche unerwartete Wendung sich am Ende ergeben wird. Es bleibt in diesem Film bis zur letzten Minute spannend und auch in den ruhigen Momenten wird es nicht langweilig. Die Schauspieler sind gut gecastet wenn auch der Hauptdarsteller Fabrice Luchini teilweise ein sehr ausgeprägtes Minenspiel hat, welches in manchen Szenen schon fast karikaturesk oder zumindest etwas übertrieben anmutet. Die heimliche Lieblingsszene des Films ist natürlich jene, in der Jean-Michel im örtlichen Bücherclub zwischen Hausfrauen landet, die eigentlich nicht allzu viel von Literatur verstehen und doch ihre ganz eigenen Phantasien einbringen. Wer in diesem Moment nicht zumindest zum Schmunzeln angeregt wird, findet vermutlich nicht viel lustig.

Bei der Suche nach einer Wahrheit im Dschungel von Worten und Literatur verschwindet immer wieder die Linie zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Ob es nun um eine Kritik am aktuellen touristischen System ist, wenn Jean-Michel in die ehemalige Pizzeria von Monsieur Pick kommt und viel Geld für die Besichtigung des ehemaligen Büros erfragt oder die Rolle des Literaturkritikers aufs Korn genommen wird. Der Film kommt mit jeder Menge Charme und Wortwitz daher, die Charaktere sind interessant und vielschichtig. Auf jeden Fall ist „Der geheime Roman des Monsieur Pick“ sehenswert!


Frankreich 2019 | Neue Visionen Filmverleih| Start: 26. Dezember 2019 (FSK 0)
R: Rémi Bezançon | D: Fabrice Luchini, Camille Cottin, Alice Isaaz


Großes Gewinnspiel

Zum Kinostart verlosen wir:

2x Füller und 3x Weihnachtskalender zum Film

Teilnahme ab 18 Jahre. Einsendeschluss ist der 22.12.2019. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Zur Teilnahme am Gewinnspiel bitte eine EMail an wildgewinnspiel@gmail.com senden.
Darin bitte folgende Punkte aufführen: Vorname, Nachname, E-Mail, Anschrift
(Straße, Hausnummer, Postleitzahl, Stadt), Betreff: PICK

Mit der Teilnahme an diesem Gewinnspiel bestätigt der Teilnehmer / die Teilnehmerin,
dass er/sie die AGB gelesen und akzeptiert hat.


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