KINO
Magische
Unterhaltung
Das Haus der geheimnisvollen Uhren
Der
zehnjährige Lewis findet nach dem schrecklichen Verlust seiner
Eltern bei seinem schrulligen Onkel Jonathan im verschlafenen Städtchen
New Zebeedee ein neues Zuhause. Umsorgt werden sie von der nicht
minder seltsamen Nachbarin Mrs. Zimmermann.
Nachdem
er seine Eltern verloren hat, wird der zehnjährige Lewis (Owen
Vaccaro) von seinem leicht schrägen Onkel Jonathan (Jack Black)
aufgenommen, der in dem verschlafenen Städtchen New Zebeedee
lebt. Jonathans Nachbarin Mrs. Zimmermann (Cate Blanchett) kümmert
sich fortan nicht nur um ihn, sondern auch um Lewis, aber dennoch
ist in dessen neuem Zuhause nicht alles perfekt: Tag und Nacht tickt
in dem alten Gebäude eine mysteriöse Uhr, die irgendwo
im Gemäuer versteckt ist, aber bisher noch nicht aufgespürt
worden konnte. Als Lewis versucht, das Mysterium ein für alle
Mal zu lösen, beschwört er versehentlich den Geist einer
mächtigen und boshaften Hexe, die mit Hilfe der Uhr den Untergang
der Welt herbeiführen will. Und so sieht sich Lewis in ein
gefährliches Abenteuer verwickelt und setzt alles daran, sie
aufhalten...
„Ich
wollte, dass der Film sehr gruselig wird.
Ich glaube aber, dass Filme gruselig und komisch zugleich sein können.“
Eli Roth
Regisseur
Eli Roth war bislang nicht bekannt für Familienfilme. Vielmehr
steht der Name für blutige und brutale Horrorfilme („Hostel“,
„Cabin Fever“). Da war es schon ein wenig überraschend,
als angekündigt wurde, dass er „Das Haus der geheimnisvollen
Uhren“ in Szene setzt. Der Film basiert schließlich
auf der beliebten Jugendbuchreihe von John Bellairs mit Illustrationen
von Edward Gorey. Nun kommt die Verfilmung des ersten Bandes der
12-teiligen Buchreihe in die Kinos. Der erste Familienfilm von Eli
Roth ist schwer zu fassen. Wenn es um gruselige Monster und magische
Wesen geht, kann der Film überzeugen. Man spürt, dass
sich Eli Roth ganz in seinem Element fühlt. Das hat allerdings
zur Folge, dass einige Szenen nicht wirklich für Kinder geeignet
sind und schon sehr gruselig und bizarr sind. Auf der anderen Seite
bleibt der Film blass, wenn es um die tragische Geschichte eines
kindlichen Außeneiters in den USA der 50er Jahre geht. Und
auch die Vorgeschichte zur Handlung, die sich im Zweiten Weltkrieg
ereignet hat, kann wenig überzeugen.
Zu
Beginns des Films fühlt sich der Zuschauer stark an Jungend-Fantasy-Filme
aus der Vergangenheit erinnert, besonders die „Harry-Potter“-Filmreihe.
Doch Vorsicht – die Bücherreihe von Edward Gorey hat
schon einige Jahre mehr auf dem Buckel als die Harry-Potter-Romane.
Die erste TV-Version der Romane wurde 1979 ausgestrahlt. Vielmehr
kann man hier bewundern, was den Grundstein für das Jugend-Fantasy-Film
Genre gelegt hat. Deswegen wirken manche Szenen in diesem Film auch
etwas angestaubt, was nicht unbedingt mit der zeitlichen Verortung
in den 50er Jahren zu tun hat.
„Wie
gehen wir mit den Tragödien um, die uns wiederfahren? Manch
einer reagiert darauf, indem er nach vorne schaut, andere wiederum
wollen am liebsten die Zeit zurückdrehen, um alles Schlimme
ungeschehen zu machen.“
Eli Roth
Lebendige Kürbisse, Möbel
andere Kuriositäten sind eben nicht mehr sensationell wie noch
für einigen Jahrzehnten. Und auch die Grundidee eines Waisenjungen,
der in die zauberhafte Welt der Magie einsteigt wirkt nicht gerade
innovativ und neu. Daher kann man es Eli Roth und diesem Film auch
nicht übel nehmen, dass man die meisten Sachen schon kennt
und auf der Leinwand gesehen hat.
USA 2018 | Universal Pictures Germany Start: 20. September 2018 Regie: Eli Roth D: Jack Black, Cate Blanchett,
Owen Vaccaro, Kyle MacLachlan
Kritisch
betrachten kann man allerdings die filmische Umsetzung. Und hier
stört gewaltig die stetige Wiederkehr von Körperausscheidungen.
Das nervt irgendwann und wirkt nicht wirklich passend. Gar nicht
stört der Hauptdarsteller. Mit Owen Vaccaro („Daddy’s
Home 2“) hat man die perfekte Besetzung für einen solchen
Film gefunden. Er ist der Mittelpunkt des Films. Schade ist es,
wie die restliche Besetzung mehr oder weniger verheizt wird und
darstellerisch unterfordert bleibt. Jack Black („Gänsehaut“)
bemüht sich als exzentrischer Hexenmeister, verfällt aber
schnell auf den Slapstick-Modus. Cate Blanchett („Cinderella“)
spielt mit einer gewohnt wundervollen Aura, kann aber nicht ansatzweise
ihr Talent unter Beweis stellen und wirkt über weite Stellen
des Films hölzern und fungiert als Sidekick für Oneliner.
Die Ausnahme bildet hier Kyle MacLachlan („Twin Peaks“),
der in der Rolle des Isaac Izard brilliert und die innere Zerrissenheit
dieser Figut seht gut verkörpert und darstellt.
Der Film
funktioniert in der ersten Hälfte des Films ordentlich, solange
sich das Geschehen auf das Haus konzentriert und die ganzen magischen
Wesen und Figuren eingeführt werden. Doch die Welt außerhalb
dieses Hauses erscheint sonderbar steril und uninteressant. Die
Schulszenen zum Beispiel wirken wie ein Fremdkörper aus einem
anderen Film. Vielleicht ein Film, der interessanter geworden wäre
als dieser Film? Wir werden es wohl nie erfahren.