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Startseite > Film > Kino | 19.09.2018

KINO
Magische Unterhaltung
Das Haus der geheimnisvollen Uhren

Der zehnjährige Lewis findet nach dem schrecklichen Verlust seiner Eltern bei seinem schrulligen Onkel Jonathan im verschlafenen Städtchen New Zebeedee ein neues Zuhause. Umsorgt werden sie von der nicht minder seltsamen Nachbarin Mrs. Zimmermann.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Universal Pictures

Nachdem er seine Eltern verloren hat, wird der zehnjährige Lewis (Owen Vaccaro) von seinem leicht schrägen Onkel Jonathan (Jack Black) aufgenommen, der in dem verschlafenen Städtchen New Zebeedee lebt. Jonathans Nachbarin Mrs. Zimmermann (Cate Blanchett) kümmert sich fortan nicht nur um ihn, sondern auch um Lewis, aber dennoch ist in dessen neuem Zuhause nicht alles perfekt: Tag und Nacht tickt in dem alten Gebäude eine mysteriöse Uhr, die irgendwo im Gemäuer versteckt ist, aber bisher noch nicht aufgespürt worden konnte. Als Lewis versucht, das Mysterium ein für alle Mal zu lösen, beschwört er versehentlich den Geist einer mächtigen und boshaften Hexe, die mit Hilfe der Uhr den Untergang der Welt herbeiführen will. Und so sieht sich Lewis in ein gefährliches Abenteuer verwickelt und setzt alles daran, sie aufhalten...

„Ich wollte, dass der Film sehr gruselig wird.
Ich glaube aber, dass Filme gruselig und komisch zugleich sein können.“

Eli Roth

Regisseur Eli Roth war bislang nicht bekannt für Familienfilme. Vielmehr steht der Name für blutige und brutale Horrorfilme („Hostel“, „Cabin Fever“). Da war es schon ein wenig überraschend, als angekündigt wurde, dass er „Das Haus der geheimnisvollen Uhren“ in Szene setzt. Der Film basiert schließlich auf der beliebten Jugendbuchreihe von John Bellairs mit Illustrationen von Edward Gorey. Nun kommt die Verfilmung des ersten Bandes der 12-teiligen Buchreihe in die Kinos. Der erste Familienfilm von Eli Roth ist schwer zu fassen. Wenn es um gruselige Monster und magische Wesen geht, kann der Film überzeugen. Man spürt, dass sich Eli Roth ganz in seinem Element fühlt. Das hat allerdings zur Folge, dass einige Szenen nicht wirklich für Kinder geeignet sind und schon sehr gruselig und bizarr sind. Auf der anderen Seite bleibt der Film blass, wenn es um die tragische Geschichte eines kindlichen Außeneiters in den USA der 50er Jahre geht. Und auch die Vorgeschichte zur Handlung, die sich im Zweiten Weltkrieg ereignet hat, kann wenig überzeugen.


© Universal Pictures

Zu Beginns des Films fühlt sich der Zuschauer stark an Jungend-Fantasy-Filme aus der Vergangenheit erinnert, besonders die „Harry-Potter“-Filmreihe. Doch Vorsicht – die Bücherreihe von Edward Gorey hat schon einige Jahre mehr auf dem Buckel als die Harry-Potter-Romane. Die erste TV-Version der Romane wurde 1979 ausgestrahlt. Vielmehr kann man hier bewundern, was den Grundstein für das Jugend-Fantasy-Film Genre gelegt hat. Deswegen wirken manche Szenen in diesem Film auch etwas angestaubt, was nicht unbedingt mit der zeitlichen Verortung in den 50er Jahren zu tun hat.

„Wie gehen wir mit den Tragödien um, die uns wiederfahren? Manch einer reagiert darauf, indem er nach vorne schaut, andere wiederum wollen am liebsten die Zeit zurückdrehen, um alles Schlimme ungeschehen zu machen.“
Eli Roth

Lebendige Kürbisse, Möbel andere Kuriositäten sind eben nicht mehr sensationell wie noch für einigen Jahrzehnten. Und auch die Grundidee eines Waisenjungen, der in die zauberhafte Welt der Magie einsteigt wirkt nicht gerade innovativ und neu. Daher kann man es Eli Roth und diesem Film auch nicht übel nehmen, dass man die meisten Sachen schon kennt und auf der Leinwand gesehen hat.


 
USA 2018 | Universal Pictures Germany
Start: 20. September 2018
Regie: Eli Roth
D: Jack Black, Cate Blanchett,
Owen Vaccaro, Kyle MacLachlan


Kritisch betrachten kann man allerdings die filmische Umsetzung. Und hier stört gewaltig die stetige Wiederkehr von Körperausscheidungen. Das nervt irgendwann und wirkt nicht wirklich passend. Gar nicht stört der Hauptdarsteller. Mit Owen Vaccaro („Daddy’s Home 2“) hat man die perfekte Besetzung für einen solchen Film gefunden. Er ist der Mittelpunkt des Films. Schade ist es, wie die restliche Besetzung mehr oder weniger verheizt wird und darstellerisch unterfordert bleibt. Jack Black („Gänsehaut“) bemüht sich als exzentrischer Hexenmeister, verfällt aber schnell auf den Slapstick-Modus. Cate Blanchett („Cinderella“) spielt mit einer gewohnt wundervollen Aura, kann aber nicht ansatzweise ihr Talent unter Beweis stellen und wirkt über weite Stellen des Films hölzern und fungiert als Sidekick für Oneliner. Die Ausnahme bildet hier Kyle MacLachlan („Twin Peaks“), der in der Rolle des Isaac Izard brilliert und die innere Zerrissenheit dieser Figut seht gut verkörpert und darstellt.

Der Film funktioniert in der ersten Hälfte des Films ordentlich, solange sich das Geschehen auf das Haus konzentriert und die ganzen magischen Wesen und Figuren eingeführt werden. Doch die Welt außerhalb dieses Hauses erscheint sonderbar steril und uninteressant. Die Schulszenen zum Beispiel wirken wie ein Fremdkörper aus einem anderen Film. Vielleicht ein Film, der interessanter geworden wäre als dieser Film? Wir werden es wohl nie erfahren.



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