Anwalt
Caspar Leinen gerät über eine Pflichtverteidigung an einen
spektakulären
Fall: Über 30 Jahre lang hat der 70-jährige Italiener Fabrizio
Collini unbescholten
in Deutschland gearbeitet und dann tötet er anscheinend grundlos
den angesehenen
Großindustriellen Hans Meyer in dessen Berliner Hotelsuite.
Der
angesehene Industrielle Hans Meyer (Manfred Zapatka) wird in seiner
Berliner Hotelsuite ermordet – scheinbar ohne jedes Motiv.
Kurz darauf stellt sich der 70-jährige, mittlerweile pensionierte
Gastarbeiter Fabrizio Collini (Franco Nero) als Täter der Polizei.
30 Jahre lebt der Italiener mittlerweile in Deutschland und führte
ein unauffälliges Leben und nun soll er anscheinend grundlos
Hans Meyer umgebracht haben? Der junge und noch unerfahrene Rechtsanwalt
Caspar Leinen (Elyas M’Barek) wird als sein Pflichtverteidiger
bestellt. Er überlegt erst abzulehnen, denn er kannte den Toten.
Dessen Enkelin Johanna (Alexandra Maria Lara) war seine Jugendliebe
und Meyer war wie ein Ersatzvater für ihn. Doch obwohl alles
gegen Leinen als Verteidiger spricht und er es mit dem legendären
Strafverteidiger Professor Richard Mattinger (Heiner Lauterbach)
aufnehmen muss, nimmt er den Fall an. Als es zu einer mehrtägigen
Unterbrechung kommt, macht Leinen aber plötzlich durch Zufall
eine Entdeckung und stößt damit auf einen der größten
Justizskandale der deutschen Geschichte...
„Der Fall Collini“
basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Ferdinand von Schirach.
Der Film von Regisseur Marco Kreuzpaintner („Beat“)
wird der literarischen Vorlage gerecht und erweist sich als spannender
Gerichts-Thriller mit einer rundum guten Besetzung, angeführt
von Elyas M’Barek („Fack Ju Göhte“), der
in diesem Film seine beste Drama-Leistung bislang zeigt. Auch wenn
der Film einige Zeit braucht um Fahrt aufzunehmen, ist das Finale
umso rasanter und emotionaler. „Der Fall Collini“ ist
ein Film, der für viel Gesprächsstoff sorgen wird. Die
Bücher von Ferdinand von Schirach haben stets juristische Themen
zum Inhalt. Die Stärke des Autors ist der Umstand, diese an
sich eher drögen Themen spannend zu verpacken. Diese Hürde
nimmt der Film mit einer gewissen Leichtigkeit, die ihn von vielen
anderen deutschen Filmen der letzten Jahre abhebt. Das liegt zum
einen an den großartigen Schauspielerinnen und Schauspielern,
aber auch an der Optik des Films. „Der Fall Collini“
sieht einfach grandios aus und kommt sehr elegant daher. Die Arbeit
von Kameramann Jakub Bejnarowicz („Gnade“) genügt
internationalen Sehgewohnheiten und Standards.
Das
Spiel mit den drei verschiedenen Zeitebenen und den zahlreichen
Rückblenden löst der Film sehr souverän. Wenn es
im letzten Drittel so richtig zur Sache geht, wird der Zuschauer
gezwungen emotional Stellung zu beziehen. Das ist so beabsichtigt
und sorgt durch den Umstand, dass wir es mit Selbstjustiz zu tun
haben, für jede Menge Emotionen auf und vor der Leinwand. Elyas
M’Barek überzeugt in seiner Rolle als engagierter und
pflichtbewusster Junganwalt. Im Film hat der Anwalt türkische
Wurzeln, was im Buch so nicht vorkommt. Die Szenen, wo diese Herkunft
thematisiert wird, wirken jedoch sehr angestrengt und bemüht.
Das ist der Handlung nicht wirklich dienlich und wirkt künstlich.
Ebenso ist die Darstellung der deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg
sehr klischeehaft und holzschnittartig. Das ist insofern schade,
weil der Film diese groben Methoden gar nicht nötig hat. An
anderen Stellen vermeidet der Film bewusst klischeehafte Darstellungen.
Etwa bei Heiner Lauterbach („Willkommen bei den Hartmanns“),
der als Gegenspieler Leinens zu jedem Zeitpunkt menschlich bleibt.
„Der Fall Collini“ ist hochwertiges Kino aus Deutschland
mit tollen Darstellern und einer spannenden Handlung.
D 2019
| Constantin Film Verleih | Start: 18.
April 2019 (FSK 0) Regie: Marco Kreuzpaintner | Darsteller:
Elyas M'Barek, Alexandra Maria Lara, Heiner Lauterbach