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Startseite > Film > Kino | 01.11.2018

KINO
Der Klang der Stimme

„Der Klang der Stimme“ erzählt von vier Menschen, die mit Leidenschaft die Grenzen der menschlichen Stimme neu ausloten. Der Film berührt auf einer tiefen emotionalen Ebene und glänzt durch eine hochwertige handwerkliche Umsetzung. Er gehört schon jetzt zu den besten Dokumentarfilmen des Jahres.

von Richard-Heinrich Tarenz


© mindjazz pictures

Die Stimme ist das älteste Instrument der Menschheit: In seinem Dokumentarfilm erzählt Regisseur Bernard Weber von vier Personen, die ihr ganzes Leben der Magie der menschlichen Stimme widmen. Andreas Schaerer etwa experimentiert stets mit den Möglichkeiten seiner Stimme, um damit bei seinen Liveauftritten zu verblüffen, während die Sopranistin Regula Mühlemann sich der Suche nach dem perfekten 360-Grad-Rundumklang verschrieben hat, einem Klang, der frei im Raum schwebt. Der renommierte Stimmforscher Matthias Echternach geht hingegen mit fortschrittlichen wissenschaftlichen Methoden ans Werk und versucht mittels MRT-Scans und speziellen Kameras, die Geheimnisse der menschlichen Stimme aufzudecken. Und Miriam Helle bietet Stimmtherapie an, um Menschen mit unkonventionellen Klängen dabei zu helfen, zu sich selbst zu finden...

„Der Klang der Stimme“ ist ein ganz besonderer Dokumentarfilm. Er entführt den Zuschauer in eine faszinierende und fremde Welt, die doch gar nicht so fremd ist. Es geht um die Macht und den Zauber der menschlichen Stimme. Die menschliche Stimme fasziniert die Menschen seit dem Anbeginn der Zeit. Dieser Film porträtiert vier Menschen, die sich mit viel Leidenschaft und Akribie die Grenzen der menschlichen Stimme neu ausloten und erkunden. Sie sind Entdecker und Forscher, Künstler und Wissenschaftler. Sie verkörpern das ewig suchende in der menschlichen Seele. Der Dokumentarfilm von Regisseur Bernhard Weber (BERGBLEIBEN, NORMAL) steht in bester Schweizer Dokumentartradition. Er ist sehr sorgfältig recherchiert und handwerklich perfekt in Szene gesetzt.

Der Film kommt ohne Kommentare und Erklärungen aus. Das ist für den Zuschauer zu Beginn nicht ganz einfach, doch nach kurzer Zeit findet man sich zurecht in einer neuen und aufregenden Welt. Eine souveräne Kamera und ein stringenter Schnitt machen den Film neben dem Thema zu einem cineastischen Erlebnis der ganz besonderen Art. Die Momente, in denen die vier Protagonisten über das ganz persönliche Glück sprechen, dass der Klang der Stimme ihnen bedeutet, gehören zu den emotionalen Höhepunkten des Films. In diesen Momenten wird jene positive Getriebenheit spürbar, der es bedarf, um neue Bereiche zu erschließen und Grenzen zu überschreiten.


© mindjazz pictures

Regisseur Bernhard Weber über DER KLANG DER STIMME
Woher kam die Idee, einen Film über die Stimme zu drehen?

Bernhard Weber: In meinem letzten Film „Die Wiesenberger“ gibt es die Aussage eines Jodlers, die lautet: „Wenn mir alles zu viel wird, dann gehe ich auf den Berg und singe mir den Schmerz von der Seele.“ Das fand ich eine überraschende Aussage, da sie ja letztlich bedeutet, dass der Klang seiner eigenen Stimme ihn verändert. Der Jodler beschreibt letztlich eine transzendente Erfahrung. So habe ich beschlossen, mit diesem Film auf die Suche nach der transzendenten Wirkung der Stimme zu gehen. Es waren Fragen wie: Was geschieht genau mit uns, wenn wir singen? Wieso kann die Stimme derartige Glücksgefühle erzeugen? Was erlebt ein Sänger bei eine sogenannten magischen Performance? die mich während der Entstehung des Films begleitet haben. Ich begann Protagonisten zu suchen, die alle mit diesem „Good Vibrations“ der Stimme arbeiten. Entscheidend bei der Auswahl der vier Protagonisten war, dass sie alle auf ihre eigene Art und Weise der Magie der Stimme auf der Spur sind.

Singen sie selbst?

Nein, meine eigene Stimme empfinde ich eher als etwas monoton. Daher kommt vermutlich auch meine Faszination für Menschen, die sich mit der Stimme lebendig und spontan ausdrücken können. In meinen bisherigen Dokumentationen war es eigentlich immer so, dass ich in Universen eingetaucht bin, die mir an sich fremd sind. Ich denke, dass dies letztlich eine gute Voraussetzung ist, um anderen einen Geschichte im weitesten Sinne zu erzählen. Man taucht in eine Welt ein, die man nicht kennt, und versucht dann über den Dreh und die Montage sein Erleben so zu verdichten, dass die Essenz dessen, was man erfahren hat, im Film spürbar wird. Ähnlich wie ein Schauspieler, der mit jeder Rolle in neue Lebensentwürfe eintaucht.


Schweiz 2017 | mindjazz pictures | Start: 01. November 2018 (FSK 0)
Regie
: Bernard Weber | Dokumentarfilm

 

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