Man
nehme einen antriebslosen Berliner Kleinkünstler, ein kommunistisches
Känguru und einen Bauunternehmer, der ins Herz von Berlin seinen
eigenen Dwix-Tower setzen will und man bekommt eine Geschichte mit jeder
Menge Sprengstoff (im wahrsten Sinne des Wortes!).
Marc-Uwe,
ein unterambitionierter Kleinkünstler mit Migräne-Hintergrund,
lebt mit einem Känguru zusammen. Doch die ganz normale Kreuzberger
WG ist in Gefahr: Ein rechtspopulistischer Immobilienhai bedroht
mit einem gigantischen Bauprojekt die Idylle des Kiezes. Das findet
das Känguru gar nicht gut. Ach ja! Es ist nämlich Kommunist
– das hatte ich vergessen zu erzählen. Jedenfalls entwickelt
es einen genialen Plan. Und dann noch einen, weil Marc-Uwe den ersten
nicht verstanden hat. Und noch einen dritten, weil der zweite nicht
funktioniert hat. Schließlich gipfelt das Ganze in einem großen
Anti-Terror-Anschlag und … äh… weiß auch
nicht mehr so genau.
Wo
genau die Geschichte beginnen soll, da sind sich weder das Känguru
noch Marc-Uwe ganz einig, deswegen beginnen sie genau an dem Punkt,
an welchem das Känguru zum ersten Mal bei Marc-Uwe auftaucht.
Genau wie im Buch klingelt es eines Tages an der Tür und möchte
sich Eier ausleihen. Es sei gerade eingezogen und habe deswegen
noch nichts im Haus. Dass es bei den geliehenen Eiern nicht bleibt,
weiß man spätestens, wenn man ein einziges Kapitel im
gleichnamigen Buch „Die Känguru Chroniken“ von
Marc-Uwe Kling gelesen hat. Soweit so gut und so nah eben auch an
der Vorlage.
Das
bleibt im restlichen Film nicht so. Vielmehr sieht sich das ungleiche
Paar den Bestrebungen des Immobilienhais Jörg Dwix gegenüber,
der das Kreuzberger Kiez mit all seinen alternativen Bewohnern am
liebsten dem Boden gleichmachen und an diese Stelle einen schicken
Wolkenkratzer aus Glas, Stahl und Beton hinsetzen würde. In
der Vorlage hat man einfach zufällig aneinander gereihte Erzählungen,
die teilweise zusammenhängen, oft aber auch nicht. Vielmehr
thematisiert jede Geschichte, jeder Gedanke und jeder rhetorische
Schlagabtausch etwas über ihre Wohngemeinschaft und ihre Freundschaft
und das reicht auch, es muss keinen größeren Spannungsbogen
geben.
In
dem Film ist das anders. Hier hat man zwanghaft versucht die Protagonisten
zu Helden der Gegen-Gentrifizierung zu stilisieren. Leider geht
dabei viel Wortwitz und Lässigkeit verloren, genauso wie Szenen,
die einfach nichts zur Handlung beitragen, sodass alles ins Korsett
eines Dreiakters passt. Dabei ist gerade die Intellektuelle Verklatschtheit
und viel Gedankenprosa so toll an den Büchern von Marc-Uwe
Kling. Nur dass sich Gedanken verdammt schwer auf die Kinoleinwand
bannen lassen. Das Känguru sieht echt gut aus, da hat man sich
wirklich nicht lumpen lassen. Die Animation bekommt ein Sternchen,
das jedoch gleich wieder verloren geht. Und zwar jedes Mal, wenn
man die saudummen und echt völlig überzeichnet dargestellte
Nazischlägertruppe sieht.
Das
in Kombination mit Jörg Dwix, der teilweise so Orange ausschaut
wie Donald Trump, lässt einen daran zweifeln, ob da wirklich
Marc-Uwe Kling das Drehbuch geschrieben hat. Es beweist nur, dass
ein sehr gutes (und saukomisches!) Buch leider noch lange keinen
guten Film macht. Da hätte man sich ja schon eher einen Film
mit einem gemäßigt sozialdemokratischen Koalabären
gewünscht, der wäre zumindest extrem niedlich gewesen.
Fans werden auf ihre Kosten kommen, kann man doch die ein oder andere
Szene mitsprechen und freut sich, dass sie es in den Film geschafft
hat. Für alle anderen ist es eine Parade von bescheuerten Witzen
auf Furzkissen-Niveau und einer klischeehaften Handlung ohne interessante
Wendung. Insgesamt nicht besonders sehenswert.
Deutschland
2020 | X Verleih | VÖ: 05. März
2020 (FSK 0) R: Dani Levy | D: Dimitrij
Schaad, Rosalie Thomass, Adnan Maral, Henry Hübchen