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KINO
Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão

Rio de Janeiro, 1950. Trotz aller Unterschiede sind die beiden Schwestern Eurídice und Guida unzertrennlich. Während Eurídice von einer Karriere als Pianistin träumt, ist Guida vor allem in die Liebe verliebt. Als sie mit einem Matrosen durchbrennt, beginnt sie ihrer Schwestern sehnsuchtsvolle Briefe zu schreiben, die diese jedoch nie erreichen.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Bruno Machado

Die introvertierte und talentierte Eurídice (Carol Duarte) findet in ihrer älteren extrovertierten Schwester Guida (Julia Stockler) den Rückhalt, den sie in einer patriarchalischen Gesellschaft so dringend benötigt. Während Guida ihre kleine Schwester darin bestärkt, ihren Traum vom Leben als professionelle Pianistin ernsthaft nachzugehen, vertraut sie ihr auch stets ihre neuesten romantischen Abenteuer an. Als sie jedoch mit ihrem Freund nach Griechenland durchbrennt und Monate später schwanger und ohne Mann zurückkehrt, sieht sie sich mit einer neuen Realität konfrontiert: Ihr Vater Manuel (Antonio Fonseca) verbannt Guida aus ihrem einstigen Zuhause und teilt ihr gleichzeitig mit, dass ihre Schwester für ein Musikstudium nach Wien gezogen ist und von ihrer großen Schwester nichts mehr wissen will. Eurídice, die inzwischen geheiratet hat, lässt er über den Verbleib ihrer Schwester im Dunkeln. Unabhängig voneinander, versuchen die beiden, wieder die Kontrolle über ihr eigenes Schicksal zu erlangen. Guida will ohne Mann als alleinerziehende Mutter ein würdevolles Leben zu führen während Eurídice versucht, ihre Leidenschaft zur Musik und ihre Ehe unter einen Hut zu bekommen. Doch ohne den gewohnten Rückhalt der Schwester fällt die Erlösung schwer…


© Bruno Machado

Regisseur Karim Aïnouz („Futuro Beach“) präsentiert mit „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“ einen der emotionalsten und stärksten Filme des Kinojahres 2019. Das packende Familiendrama ist die zu Herzen gehende Geschwister zweier Schwestern, erzählt über einen Zeitraum von vielen Jahrzehnten. Dem Zuschauer wird in bewegenden Bildern verdeutlicht, wie Engstirnigkeit und überkommende und inhalts- und blutleere Konventionen, Liebe und Verbundenheit zerstören und Menschen in den Abgrund treibt. Der Film, der in Cannes 2019 den Hauptpreis der renommierten Reihe Un Certain Regard gewann, ist zugleich ein intensives Familiendrama und ein machtvolles Sittengemälde. Dem Regisseur kommt das Verdienst zugute, beide Elemente harmonisch zu verbinden. Selten war ein Film persönlicher und zugleich so politisch wie „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“. Doch auch wenn das Thema ein sehr düsteres ist, ist der Film zugleich ein hoffnungsvolles Plädoyer für die Kraft der Liebe zwischen zwei Geschwistern.


Brasilien, Deutschland 2019 | Piffl Medien GmbH | Start: 26. Dezember 2019 (FSK 12)
R: Karim Aïnouz | D: Carol Duarte, Julia Stockler, Gregório Duvivier


 

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