Es
ist inzwischen 1927 geworden, das viktorianische Zeitalter mit großen
Gütern und einflussreichen Adelsfamilien ist dem Untergang geweiht,
die Moderne erhält langsam Einzug. Und genau in dieser Zeit erhält
die Familie Crawley eine Mitteilung, dass die Königin und ihr Mann
zu einem Besuch nach Downton Abbey kommen werden. Das führt zu
einigen Problemen und Komplikationen zwischen dem Personal der Königsfamilie
und den Bediensteten der Familie, da diese sich zurücklehnen und
alle Aufgaben innerhalb des Hauses an die royalen Dienstboten abgeben
sollen. Daraufhin schmieden sie einen Plan um ihr Gesicht nicht zu verlieren,
während die Herrschaft „Upstairs“ die Queen und ihren
Mann empfangen. Zusätzlich hat der Film Liebe, Drama und sogar
Kritiker der Monarchie zu bieten.
Selbst
wenn man die Fernsehserie Downton Abbey aus den Jahren 2010 bis
2015 nicht kennen sollte, bekommt man hier eine opulente Vorstellung
geboten, was auch ohne dieses Vorwissen gut funktioniert. Bereits
die allererste Szene vermittelt einen Eindruck über die Szenerie
und viele wunderbare Bilder, die dem Zuschauer in diesem Film geboten
werden. Es gibt so viele Highlights, dass es schwierig ist hier
einige herauszunehmen. Dennoch gibt es sie natürlich, die Momente
im Film, in denen man nicht mehr aufhören kann zu staunen oder
lachen muss, da die Dialoge spitz und spritzig sind.
Vordergründig geht es natürlich
um den Besuch der Königsfamilie auf Downton Abbey, das ist
allerdings nur die erste Ebene, nur eben nicht die einzige. Zuerst
spielt der Film in den ausgehenden 20er Jahren und die Zeit der
großen Familiensitze gehört Vergangenheit an. Das kann
man das ein oder andere Mal sehen, es gibt viel weniger Personal,
also packt Lady Mary kurzerhand selber mit an als es darum geht
die Stühle vom Wagen herunterzuladen. Bereits am Anfang merkt
sie an, dass die Finanzen nicht ausreichen um dieses Haus ordentlich
in Schuss zu halten. In all diesen Szenen wird schnell klar, dass
die alte Weltordnung überholt ist und der krasse Unterschied
zwischen „Upstairs“ und „Downstairs“ sich
immer weiter verwischt. Und dann passiert etwas sehr interessantes,
es tritt eine dritte Klasse in Form des königlichen Personals
auf den Plan. Diese steht nämlich über den Downton-Bediensteten.
Ob das Absicht ist oder nicht sei dahingestellt, es kommt trotzdem
als Schmankerl daher.
Das
heimliche Highlight von Downton Abbey ist selbstredend die Großmutter
Violet Crawley (Maggie Smith), die mit Schlagfertigkeit und rhetorischer
Brillianz alle möglichen Situationen abschmettert oder eskalieren
lässt. Sie ist gleichzeitig die Verkörperung der "früheren
Aristokratie", was sehr klug gemacht ist. Außerdem hat
der Film gefühlt tausend nette Nebenplots, die so charmant
sind, dass man ihm die zusätzliche Länge gar nicht übel
nimmt. Sei es nun die Liebesgeschichte zwischen dem aufrührerisch
denkenden Küchenmädchen mit einem der Servierer, die empfindlich
gestört wird, als ein Kontrahent auftaucht, der wirklich sehr
schöne Muskeln zu bieten hat (Achtung: Hier ging es gerade
nur um Äußerlichkeiten!). Oder aber die Aufklärung
von Diebstählen im Haus, die zuerst gar nicht bemerkt wurden.
To be continued!
Grandios
sind vor allem die Kostüme, den Spagat zwischen der Mode der
„Roaring Twenties“ und dem konservativen Haushalt einer
alten Familie auf dem Land in Großbritannien hinzubekommen,
lässt das Modeherz höher schlagen Auch die Einrichtung
und die Szenerie sieht toll aus, die Musik des Filmes versetzt einen
mitten in eine frühere Zeit und das ist positiv gemeint!
Diesem Film gelingt eine wunderbare Symbiose
zwischen bissigen Dialogen, einer oppulent-wunderbaren Kulisse,
einer etwas klischeebehafteten aber sehr charmanten Geschichte und
wunderbar sympathischen Charakteren. Auch wenn man die Serie als
Einstimmung nicht gesehen hat, funktioniert der Film ganz wunderbar
als eigenständige Geschichte.
Großbritannien
2019 | Universal Pictures Germany | Start:
19. September 2019 (FSK 0) R: Michael Engler | D:
Michelle Dockery, Hugh Bonneville, Maggie Smith