Eine
Frau, die ständig schläft und ein Mann, der nie zu Schlaf
kommt. Die Ursachen dafür sind aber bei beiden ähnlich. Sie
suchen ihren Weg durch die moderne Großstadt und vielleicht auch
zueinander?
Rémy
und Mélanie sind 30 Jahre alt und leben im gleichen Viertel
in Paris, nur ein paar Schritte voneinander entfernt. Während
Mélanie nach vielen Verabredungen den Glauben an die Liebe
verloren hat, schafft es Rémy kaum, überhaupt erst ein
Date zu bekommen. Sie leben nebeneinander her, ohne sich je zu begegnen
und verirren sich dabei immer mehr in den Untiefen des modernen
Großstadtlebens – und ohne es zu ahnen, bewegen sich
beide doch in eine gemeinsame Richtung…
Kann man sich eigentlich im Zeitalter der Sozialen Medien in einer
Großstadt, in der man ständig von Menschen umgeben ist,
wirklich einsam fühlen? Tatsächlich ergeht es so Mélanie
(Ana Girardot) und Rémy (François Civil), die in zwei
Wohnungen direkt nebeneinander wohnen, sich aber dennoch nie begegnen.
Beide leiden unter der Tatsache, dass sie keinen Partner haben und
das äußert sich komplett gegensätzlich: Während
Rémy Probleme hat überhaupt Schlaf zu finden, schläft
Mélanie ewig lange und hat Schwierigkeiten aus dem Bett zu
kommen. Und auch sonst sind die beiden sehr unterschiedlich. Sie
ist intelligent und arbeitet in einem Labor. Sie bekommt dort die
Aufgabe ein Projekt zu präsentieren, was ihr zusätzlich
Sorgen bereitet. Er wird zumindest als nicht besonders gebildet
dargestellt und arbeitet zuerst als Lagermitarbeiter und nachdem
er diesen Job verliert, in einem Callcenter. Er ist still und in
sich gekehrt, sie ist offen und nicht scheu ihrer Umwelt von den
Problemen zu erzählen. Ihre Therapeutin sitzt in einer stylischen
Pariser Wohnung.
Und
so erzählt dieser Film die Geschichte von zwei fremden Nachbarn,
die vielleicht ein schönes Paar abgeben würden, sich aber
oft nur fast begegnen. Dabei v
sind die beiden durchaus sympathisch und nett, selbst wenn sie mit
ihrem Päckchen kämpfen, ob mit Psychologen oder einsam
auf ihren Balkonen oder in ihren Wohnungen. Ob nun die Therapiesitzungen
irgendwie realistisch dargestellt sind, ist schwierig zu sagen,
wenn man nicht selber Psychologe ist. Allerdings scheint es zumindest
nicht komplett aus der Luft gegriffen zu sein.
Das größte Problem dieses Films
ist im Prinzip, dass er Längen hat und man sich öfter
fragt: Muss die nächste Therapiesitzung oder der nächste
Einkauf wirklich sein? Und auch die Tatsache, dass sich zwischen
zwei Menschen, die sich im Film selber nie begegnen, schwer eine
prickelnde Chemie entsteht.
Und dann ist die Auflösung so simpel,
wie auch alltäglich, dass es erfrischend ist wie ein kühles
Glas Weißwein im Hochsommer. Es ist völlig unspektakulär
und irgendwie ganz charmant. Manche mögen anmerken, dass es
für einen Spielfilm vielleicht zu banal ist. Aber im Gegenteil,
es ist ein angenehmer Zweiklang, der da angeschlagen wird.
Regisseur
Cédric Klapisch („Der Wein und der Wind“) bringt
hier eine Komödie auf die Leinwand, die wunderbar einfühlsam
inszeniert ist, aber dennoch die ein oder andere Länge mit
sich bringt. Man kann beide Menschen verstehen in ihrer Einsamkeit,
hat doch jeder von uns selber schon Situationen erlebt, in denen
wir uns in großen Menschenmengen unwohl fühlen.
Frankreich
2018 | StudioCanal Deutschland | Start:
19. Dezember 2019 (FSK 6) R: Cédric Klapisch | D:
Ana Girardot, François Civil, Camille Cottin