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Startseite > Film > Kino | 18.12.2019

KINO
Einsam Zweisam

Eine Frau, die ständig schläft und ein Mann, der nie zu Schlaf kommt. Die Ursachen dafür sind aber bei beiden ähnlich. Sie suchen ihren Weg durch die moderne Großstadt und vielleicht auch zueinander?

von Eve Pohl


© STUDIOCANAL/Emmanuelle Jacobson-Roques

Rémy und Mélanie sind 30 Jahre alt und leben im gleichen Viertel in Paris, nur ein paar Schritte voneinander entfernt. Während Mélanie nach vielen Verabredungen den Glauben an die Liebe verloren hat, schafft es Rémy kaum, überhaupt erst ein Date zu bekommen. Sie leben nebeneinander her, ohne sich je zu begegnen und verirren sich dabei immer mehr in den Untiefen des modernen Großstadtlebens – und ohne es zu ahnen, bewegen sich beide doch in eine gemeinsame Richtung…

Kann man sich eigentlich im Zeitalter der Sozialen Medien in einer Großstadt, in der man ständig von Menschen umgeben ist, wirklich einsam fühlen? Tatsächlich ergeht es so Mélanie (Ana Girardot) und Rémy (François Civil), die in zwei Wohnungen direkt nebeneinander wohnen, sich aber dennoch nie begegnen. Beide leiden unter der Tatsache, dass sie keinen Partner haben und das äußert sich komplett gegensätzlich: Während Rémy Probleme hat überhaupt Schlaf zu finden, schläft Mélanie ewig lange und hat Schwierigkeiten aus dem Bett zu kommen. Und auch sonst sind die beiden sehr unterschiedlich. Sie ist intelligent und arbeitet in einem Labor. Sie bekommt dort die Aufgabe ein Projekt zu präsentieren, was ihr zusätzlich Sorgen bereitet. Er wird zumindest als nicht besonders gebildet dargestellt und arbeitet zuerst als Lagermitarbeiter und nachdem er diesen Job verliert, in einem Callcenter. Er ist still und in sich gekehrt, sie ist offen und nicht scheu ihrer Umwelt von den Problemen zu erzählen. Ihre Therapeutin sitzt in einer stylischen Pariser Wohnung.


© STUDIOCANAL/Emmanuelle Jacobson-Roques

Und so erzählt dieser Film die Geschichte von zwei fremden Nachbarn, die vielleicht ein schönes Paar abgeben würden, sich aber oft nur fast begegnen. Dabei v
sind die beiden durchaus sympathisch und nett, selbst wenn sie mit ihrem Päckchen kämpfen, ob mit Psychologen oder einsam auf ihren Balkonen oder in ihren Wohnungen. Ob nun die Therapiesitzungen irgendwie realistisch dargestellt sind, ist schwierig zu sagen, wenn man nicht selber Psychologe ist. Allerdings scheint es zumindest nicht komplett aus der Luft gegriffen zu sein.

Das größte Problem dieses Films ist im Prinzip, dass er Längen hat und man sich öfter fragt: Muss die nächste Therapiesitzung oder der nächste Einkauf wirklich sein? Und auch die Tatsache, dass sich zwischen zwei Menschen, die sich im Film selber nie begegnen, schwer eine prickelnde Chemie entsteht.

Und dann ist die Auflösung so simpel, wie auch alltäglich, dass es erfrischend ist wie ein kühles Glas Weißwein im Hochsommer. Es ist völlig unspektakulär und irgendwie ganz charmant. Manche mögen anmerken, dass es für einen Spielfilm vielleicht zu banal ist. Aber im Gegenteil, es ist ein angenehmer Zweiklang, der da angeschlagen wird.

Regisseur Cédric Klapisch („Der Wein und der Wind“) bringt hier eine Komödie auf die Leinwand, die wunderbar einfühlsam inszeniert ist, aber dennoch die ein oder andere Länge mit sich bringt. Man kann beide Menschen verstehen in ihrer Einsamkeit, hat doch jeder von uns selber schon Situationen erlebt, in denen wir uns in großen Menschenmengen unwohl fühlen.


Frankreich 2018 | StudioCanal Deutschland | Start: 19. Dezember 2019 (FSK 6)
R: Cédric Klapisch | D: Ana Girardot, François Civil, Camille Cottin


 

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