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Startseite > Film > Kino | 19.02.2020

KINO
Limbo

Als eine junge Compliance Managerin auf ein Geldwäsche-Netzwerk stößt, kreuzen sich ihre Wege bei einem illegalen Bare-Knuckle-Fight mit denen eines alternden Kleinganoven, einem verdeckten Ermittler und einem Wiener Gangsterboss.

von Richard-Heinrich Tarenz


© NORDPOLARIS

Ana (Elisa Schlott) ist eine junge Berufsanfängerin, die als Managerin im Kontrollwesen eines großen Unternehmens arbeitet. Als sie freitagabends in den Rechnungsunterlagen auf ungewöhnlich hohe Forderungen an die Firma stößt, wird sie stutzig. Sie beschließt, dass sie sofort den CEO Frank Mailing (Mathias Herrmann) von ihrem Fund berichten muss. Kurz bevor er sich mit einem Kunden in ein Taxi setzt, erwischt sie ihn gerade noch – aber der will sie schnell abwimmeln. Doch seine Begleitung ist neugierig und lädt Ana ein, einfach mitzufahren. An anderer Stelle steht der verdeckte Ermittler Carsten (Tilman Strauß) kurz davor, den Geldwäschering des Wieners (Christian Strasser) auszuheben.

Damit das klappt, braucht er allerdings Ozzy (Martin Semmelrogge). Der arbeitet als Laufbursche für den Boss und hat es satt, wie der letzte Dreck behandelt zu werden. Bei einem Bare-Knuckle-Kampf stellt Ozzy Carsten den Rest des Clans vor. Ana ist indes selbst in der Arena angekommen und kann ihrem Chef endlich von ihrer Entdeckung in Kenntnis setzen. Doch spätestens als sie auf ihren Bruder Carsten trifft, mit dem sie ein schwieriges Verhältnis hat, entscheiden sich ihre Schicksale und für die Hauptakteure geht es schon lange nicht mehr um Sieg oder Niederlage…

Die Filmszene in Deutschland ist in Bewegung geraten. Seit einigen Jahren gibt es außerordentliche Debütfilme von Regisseurinnen und Regisseure, die begeistern und Hoffnung für die Zukunft machen. Der deutsche Film wächst und gedeiht und erblüht in seiner ganzen Genre-Vielfalt. Zu den interessanten jungen Regisseuren gehört Tim Dünschede. Er wurde 1984 in Dünschede in Speyer geboren. Nach dem Abitur 2003 absolvierte er diverse Praktika und Assistenzen bei Filmproduktionen. 2009 bis 2012 studierte er visuelle Kommunikation mit dem Schwerpunkt Film und Fernsehen an der Kunsthochschule Kassel. Ab dem Wintersemester 2012 studierte er szenische Regie an der HFF München. Seine im Studium entstandenen Kurzfilme, u.a. „Fremde“ (2018), wurden mehrfach auf nationalen und internationalen Festivals ausgezeichnet.


© NORDPOLARIS

Mit seinem Diplomfilm „Limbo“ (2020) gibt Tim Dünschede nun sein vielbeachtetes und überzeugendes Spielfilmdebüt. Der Film wurde in einem Take gedreht, was eine besondere inszenatorische Herausforderung darstellt. So entsteht eine besondere Nähe zur Handlung und eine nahezu greifbare Intensität. Das Tim Dünschede für seinen Debütfilm diesen Weg geht, ist mutig und spricht für jede Menge Selbstvertrauen. Hinzu kommt der Umstand, dass „Limbo“ ein Thriller ist, wobei man sich in Deutschland mit Genrefilmen immer ein wenig schwertut. Das ist jedoch ein anderes abendfüllendes Thema. Bei diesem Film hat sich der Mut gelohnt. „Limbo“ ist ein spannender Thriller, der optisch überzeugt und mit einer interessanten Handlung aufwartet.

Der Film spricht ein gesellschaftlich relevantes – Wirtschaftskriminalität – an und setzt dieses Thema sehenswert um. In Sachen Figurenzeichnung gibt es Schwachstellen in „Limbo“. Manche Figuren wirken klischeehaft aufgesetzt und oberflächlich. Die Handlungsmotivation bleibt so oft im Dunkeln. Das ist schade, weil der Film die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen präsentiert. Der passende Look und das richtige Zitat machen eben noch nicht den formvollendeten Kriminellen. Doch trotz kleinerer Schwächen, ist „Limbo“ ein überzeugendes Debüt. Tim Dünschede empfiehlt sich mit diesem Film für höhere Weihen. Man darf gespannt sein, was wir in den nächsten Jahren von diesem Regisseur zu sehen bekommen. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Film die Aufmerksamkeit bekommt die er verdient!


Deutschland 2019 | Nordpolaris | Start: 20. Februar 2020
R: Tim Dünschede | D: Elisa Schlott, Tilman Strauss, Martin Semmelrogge


 

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