Als
eine junge Compliance Managerin auf ein Geldwäsche-Netzwerk stößt,
kreuzen sich ihre Wege bei einem illegalen Bare-Knuckle-Fight mit denen
eines alternden Kleinganoven, einem verdeckten Ermittler und einem Wiener
Gangsterboss.
Ana
(Elisa Schlott) ist eine junge Berufsanfängerin, die als Managerin
im Kontrollwesen eines großen Unternehmens arbeitet. Als sie
freitagabends in den Rechnungsunterlagen auf ungewöhnlich hohe
Forderungen an die Firma stößt, wird sie stutzig. Sie
beschließt, dass sie sofort den CEO Frank Mailing (Mathias
Herrmann) von ihrem Fund berichten muss. Kurz bevor er sich mit
einem Kunden in ein Taxi setzt, erwischt sie ihn gerade noch –
aber der will sie schnell abwimmeln. Doch seine Begleitung ist neugierig
und lädt Ana ein, einfach mitzufahren. An anderer Stelle steht
der verdeckte Ermittler Carsten (Tilman Strauß) kurz davor,
den Geldwäschering des Wieners (Christian Strasser) auszuheben.
Damit
das klappt, braucht er allerdings Ozzy (Martin Semmelrogge). Der
arbeitet als Laufbursche für den Boss und hat es satt, wie
der letzte Dreck behandelt zu werden. Bei einem Bare-Knuckle-Kampf
stellt Ozzy Carsten den Rest des Clans vor. Ana ist indes selbst
in der Arena angekommen und kann ihrem Chef endlich von ihrer Entdeckung
in Kenntnis setzen. Doch spätestens als sie auf ihren Bruder
Carsten trifft, mit dem sie ein schwieriges Verhältnis hat,
entscheiden sich ihre Schicksale und für die Hauptakteure geht
es schon lange nicht mehr um Sieg oder Niederlage…
Die
Filmszene in Deutschland ist in Bewegung geraten. Seit einigen Jahren
gibt es außerordentliche Debütfilme von Regisseurinnen
und Regisseure, die begeistern und Hoffnung für die Zukunft
machen. Der deutsche Film wächst und gedeiht und erblüht
in seiner ganzen Genre-Vielfalt. Zu den interessanten jungen Regisseuren
gehört Tim Dünschede. Er wurde 1984 in Dünschede
in Speyer geboren. Nach dem Abitur 2003 absolvierte er diverse Praktika
und Assistenzen bei Filmproduktionen. 2009 bis 2012 studierte er
visuelle Kommunikation mit dem Schwerpunkt Film und Fernsehen an
der Kunsthochschule Kassel. Ab dem Wintersemester 2012 studierte
er szenische Regie an der HFF München. Seine im Studium entstandenen
Kurzfilme, u.a. „Fremde“ (2018), wurden mehrfach auf
nationalen und internationalen Festivals ausgezeichnet.
Mit
seinem Diplomfilm „Limbo“ (2020) gibt Tim Dünschede
nun sein vielbeachtetes und überzeugendes Spielfilmdebüt.
Der Film wurde in einem Take gedreht, was eine besondere inszenatorische
Herausforderung darstellt. So entsteht eine besondere Nähe
zur Handlung und eine nahezu greifbare Intensität. Das Tim
Dünschede für seinen Debütfilm diesen Weg geht, ist
mutig und spricht für jede Menge Selbstvertrauen. Hinzu kommt
der Umstand, dass „Limbo“ ein Thriller ist, wobei man
sich in Deutschland mit Genrefilmen immer ein wenig schwertut. Das
ist jedoch ein anderes abendfüllendes Thema. Bei diesem Film
hat sich der Mut gelohnt. „Limbo“ ist ein spannender
Thriller, der optisch überzeugt und mit einer interessanten
Handlung aufwartet.
Der
Film spricht ein gesellschaftlich relevantes – Wirtschaftskriminalität
– an und setzt dieses Thema sehenswert um. In
Sachen Figurenzeichnung gibt es Schwachstellen in „Limbo“.
Manche Figuren wirken klischeehaft aufgesetzt und oberflächlich.
Die Handlungsmotivation bleibt so oft im Dunkeln. Das ist schade,
weil der Film die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen präsentiert.
Der passende Look und das richtige Zitat machen eben noch nicht
den formvollendeten Kriminellen. Doch trotz kleinerer Schwächen,
ist „Limbo“ ein überzeugendes Debüt. Tim Dünschede
empfiehlt sich mit diesem Film für höhere Weihen. Man
darf gespannt sein, was wir in den nächsten Jahren von diesem
Regisseur zu sehen bekommen. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Film
die Aufmerksamkeit bekommt die er verdient!
Deutschland
2019 | Nordpolaris | Start: 20. Februar
2020 R: Tim Dünschede | D:
Elisa Schlott, Tilman Strauss, Martin Semmelrogge