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May, die dritte Frau

Im ländlichen Vietnam des 19. Jahrhunderts wird die 14-jährige May die dritte Frau des reichen Landbesitzers Hung. Auch wenn die beiden anderen Ehefrauen sie schwesterlich aufnehmen, erkennt May doch bald, dass nur ein Mann etwas wert ist. Als May schwanger wird, betet sie deshalb dafür, einen Sohn zu bekommen.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Mayfair Pictures 2018

Vietnam im 19.Jahrhundert: Die 14-jährige May (Nguyen Phuong Tra My) befindet sich auf einer Flussreise in einem Boot, um einen Mann zu heiraten, den sie noch nie getroffen hat. Als dessen dritte Ehefrau soll May dort ein neues Leben auf einer Seidenplantage beginnen. Die anderen beiden Ehefrauen Lao (Nhu Quynh Nguyen) und Xuan (Maya) zeigen May die täglichen Rituale und die Regeln, die innerhalb der Familie herrschen. May muss schnell erkennen, dass in dieser Gesellschaft einzig der Mann einen Wert besitzt. Als sie schwanger wird und es zu einer heimlichen Liebesaffäre kommt, bahnt sich eine Familientragödie an…


© Mayfair Pictures 2018

„May, die dritte Frau ist ein sehenswerter Film, der seine Weltpremiere auf dem Toronto International Film Festival 2018 feierte und dort mit dem dem NETPAC Award ausgezeichnet wurde. Neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen erhielt der Film den TVE – Another Look Award auf dem San Sebastian IFF 2018 und den Gold Hugo (New Directors Competition) auf dem Chicago IFF 2018. Regisseurin Ash Mayfair entführt den Zuschauer in ihrem Debütfilm in eine unbekannte Welt voller faszinierender und erschreckender Rituale. Es ist eine starre und traditionelle Männerwelt, in welcher Frauen als Eigentum behandelt werden. Eine scheinbar ferne Welt. Doch bei genauerem Hinsehen ist dieser Film sehr aktuell.

Im Vietnam der 19. Jahrhunderts basiert der Wert einer Frau auf ihrer Fähigkeit männliche Nachkommen zu gebären. Dass dies biologisch nicht ausschließlich auf die Frau zurückführen lässt, war damals ohne Bedeutung. Was zählte war das Ergebnis, welches über das Schicksal der Frauen entschied. „May, die dritte Frau“ ist ein komplexes Gesellschaftsporträt, das nicht mit lauten Tönen aufwartet, sondern den Zuschauer einiges an Konzentration abverlangt. Eine Investition, die sich lohnt. Dieser Film ist viel mehr als seine Handlung. Er schwelgt in wunderschönen Bildern eines Vietnam, welches schon lange untergegangen ist, fernab von der heutigen Hektik, ohne verklärend zu sein. Aber in erster Linie ist dieser Film ein cineastisches Denkmal für starke Frauen, die mutig ihren Weg gehen und sich gegen Unterdrückung auflehnen.


Vietnam 2018 | jip film & verleih | Start: 14. Mai 2020 (FSK 12)
R: Ash Mayfair | D: Tran Nu Yên Khê, Maya, Nguyen Phuong Tra My


 

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