Sie
arbeiten außerhalb staatlicher Grenzen, in einer Welt ohne
greifbare Gegner. Für die Regierung sind sie „Geister“
– unsichtbar erledigen sie alle Jobs, bei denen Diplomatie
und militärische Lösungen versagen. Elite-Agent James
Silva wird in die Botschaft eines südostasiatischen Landes
einberufen, um eine gefährlich hohe Menge an verschwundenem
radioaktiven Material wiederzubeschaffen, das mehrere Großstädte
weltweit auslöschen könnte.
Wenn
Diplomatie und herkömmliche militärische Lösungen
versagen oder nicht als Option gesehen werden, greift die amerikanische
Regierung auf Elite-Agent James Silva (Mark Wahlberg) und seine
Mitstreiter zurück. Wie Geister agieren sie außerhalb
staatlicher Grenzen und sind kaum jemanden Rechenschaft schuldig.
Eines Tages erhalten Silva und sein Team in der Botschaft eines
südostasiatischen Landes den Auftrag, eine große Menge
radioaktives Material wiederzubeschaffen, das verwendet werden könnte,
um Atombomben zu bauen und mehrere Großstädte auszulöschen.
Da schlägt der Spion Li Noor (Iko Uwais) einen Deal vor: Er
möchte im Austausch gegen seine Hilfe schnellstmöglich
außer Landes gebracht werden. Das wiederum wollen Li Noors
Feinde nicht zulassen und sorgen so dafür, dass der 22 Meilen
lange Weg von der Botschaft zum Flughafen zu einem Spießrutenlauf
wird…
Regisseur Peter Berg („Battleship“)
präsentiert mit „Mile 22“ einen soliden Action-Thriller,
der spannende Unterhaltung liefert, sich selber aber sehr ernst
nimmt. Dabei macht der Film sehr viel richtig. Es gibt einen prominenten
und engagierten Cast, angeführt von Bergs Lieblings-Hauptdarsteller
Mark Wahlberg („Deepwater Horizon), eine interessante Geschichte
jede Menge Action. Und trotzdem schafft es „Mile 22“
nicht, um als rundum gelungener Film in die Geschichte einzugehen.
Doch der Reihe nach. „Mile 22“ ist die vierte Zusammenarbeit
von Peter Berg und Mark Wahlberg seit 2013. Wie ein roter Faden
zieht sich thematisch durch diese Zusammenarbeit die Auseinandersetzung
mit Patriotismus und Heldentum in einer moralisch-ambivalenten Zeit.
So auch in diesem Film, der untypisch für die Zusammenarbeit
zwischen Berg und Wahlberg, nicht auf einer wahren Begebenheit beruht.
Und
hier liegt eine Schwierigkeit von „Mile 22“. Peter Berg
zelebriert unkritisch und unreflektiert jene US-Allmachtsphantasien,
die von einer US-Weltpolizei träumen, die sich nicht um solch
Kleinigkeiten wie Gesetze und die Souveränität von fremden
Ländern kümmert. Da wird mal kräftig aufgeräumt
und für Ordnung gesorgt und sich nicht weiter um „Kollateralschäden“
gekümmert. Schließlich wähnt man sich ja auf der
richtigen Seite der Geschichte. Politiker und Gesetze wirken da
nur hemmend und schädlich. So anstrengend diese Sichtweise
auch ist, sie ist ein sehr schönes Stimmungsbild eines Landes
mit einem Präsidenten Trump. Unnötig zu erwähnen,
dass es auch in diesem Fall die „bösen Russen“
sind, die auf der dunklen Seite agieren. Erst zum Ende hin wird
der Film reflektierter und deutet Risse in diesem totalitären
Weltbild an. Dabei hat der Film einiges an spannender Handlung zu
bieten.
Im
Stil von „16 Blocks“ geht es darum, eine gefährdete
Person sicher und lebend aus einer fremden und unbekannten Stadt
zu bringen, wobei an jeder Ecke Gefahr und Verrat lauert. Da hätte
es diesen ideologischen Überbau mit einer im Schatten agierenden
Spezialeinheit gar nicht gebraucht, um einen spannenden Action-Thriller
zu erschaffen. Dann wären dem Zuschauer auch jene Szenen erspart
geblieben, in denen James Silva (Mark Wahlberg) in seinem Büro
sitzt und unausgegorene Dinge erzählt, die seine angebliche
Hochbegabung untermauern sollen, sich im Endeffekt aber nur auf
Stammtischniveau bewegen.
USA 2018 | Universum Film GmbH Start: 13. September 2018 Regie: Peter Berg D: Mark Wahlberg, Lauren Cohan,
Iko Uwais, John Malkovich
Das der
gute Mann es viel besser kann, konnte man eindrucksvoll in „The
Departed“ studieren. Aber Peter Berg ist eben nicht Martin
Scorsese. Die Actionszenen in „Mile 22“ sind schön
in Szene gesetzt, mitunter aber sehr brutal. Etwa wenn Iko Uwais
(„The Raid“, „The Raid 2“) in einem Krankenzimmer
zwei Killer ausschaltet. Diese Szene wird dem Zuschauer noch lange
nach dem Abspann in grausiger Erinnerung bleiben. Weiterhin gibt
es ein Wiedersehen mit Lauren Cohan („The Walking Dead“)
und John Malkovich („R.E.D.), die eine solide Arbeit abliefern.
Was „Mile
22“ wirklich interessant macht, ist der Schluss des Films.
Die letzten 15 Minuten haben es in sich und rechtfertigen eine Fortsetzung,
die schon vor dem Kinostart beschlossene Sache war. Kommt der Film
zunächst als plumpe US-Patriotismus-Ballerei rüber, bricht
in genau diesen 15 Minuten diese Stimmung zusammen. Nichts ist wo
wie es scheint – jede Aktion hat eine Reaktion zur Folge.
Das muss der Titelheld schmerzlich erfahren und seine eigene Rolle
kritisch hinterfragen. Das führt zu einem Ende, das mutwillig
mit Heldenmythen spielt und sie zerstört. Deswegen ist „Mile
22“ sehenswert, auch der Film nicht das Zeug zum Filmklassiker
hat.