Das
Overlook-Hotel in dem einst Danny Torrance seine Schrecken erlebte,
wird hier noch einmal zum Leben erweckt, auch wenn dort nur kleine Teile
des Films spielen. So bemüht sich der Regisseur Mike Flanagan um
eine Balance zwischen Autor des Stephen King, dem Meisterwerk „Shining“
von Stanley Kubrick, welches King nie mochte und seinen eigenen Ansprüchen.
Danny
Torrance (Ewan McGregor) ist inzwischen erwachsen geworden. Nach
seinem absoluten Tiefpunkt, als er einem Mädchen Geld für
Alkohol und Drogen aus dem Portemonnaie klaut, kommt er schließlich
nach Frazier, New Hampshire, wo sein Leben in geregelten Bahnen
läuft, auch nachdem er anfängt regelmäßig an
treffen der Anonymen Alkoholiker teilzunehmen. Schließlich
bekommt er einen Job als Pfleger im örtlichen Krankenhaus,
wo er mit Hilfe seines Shinings Sterbenden hilft in den Tod zu gehen
und friedlich zu entschlafen. Eines Tages nimmt eine andere Besitzerin
von Shining namens Abra Stone (Kyliegh Curran) Kontakt zu ihm auf.
Sie kommunizieren über Gedanken, bis sie sich schließlich
entschließen gemeinsam gegen eine Sekte Namens „Der
wahre Knoten“ vorzugehen, die sich wie Vampire vom Shining
getöteter Kinder ernähren. Je qualvoller der Tod, desto
reiner das Steam, wie sie diese Kraft nennen…
Hier versucht jemand in sehr große
Fußstapfen zu treten und geht leider ein bisschen in ihnen
verloren. Es ist aber auch nun wirklich nicht einfach, eine Fortsetzung
eines Klassikers wie „Shining“ von Stanley Kubrick zu
drehen. An diesem Punkt muss sich Regisseur Mike Flanagan („Spuk
in Hill House“) entscheiden, ob er einen Film angelehnt an
„Shining“, mit jeder Menge Bonbons für Fan des
ursprünglichen Films machen möchte, oder ob es ein Film
sein soll, der für sich selber funktioniert und seinen ganz
eigenen Twist hat. Der letzte Part des Films im verlassenen Overlook-Hotel,
in dem sie die Schurkin mit den Geistern und Schrecken bekämpfen,
die bereits Danny als Kind erleben musste. Das hätte man wirklich
etwas kreativer lösen können. Es kommt einem auf diese
Weise wie ein dürftig aufgewärmtes Mittagessen vor. Da
wurde definitiv Potential verschenkt.
Die
erste Hälfte mit der Einführung der Figuren dauert viel
zu lang. Da gibt es Sequenzen von „der Schlange“, die
von der fiesen Shining-fressenden Hippie Crew angeworben wird. Das
dauert etwa 10 bis 15 Minuten, obwohl diese Figur keinerlei Bewandtnis
für den restlichen Film hat. Bei einer Inszenierung von über
zweieinhalb Stunden empfiehlt es sich, diese Szene einfach auszusparen
und den Fokus auf andere Teile des Films zu legen, die etwas zu
kurz kommen.
Nämlich, warum Dr Sleep denn eigentlich
heißt wie er eben heißt. Da hätte man deutlicher
drauf eingehen können. Auch andere Figuren wie Abras Eltern,
die Vermieterin von Danny, die eigentlich die Graffitis über
einen getöteten Jungen an seiner Wand finden könnte, sind
Handlungsstränge, die nie weiterverfolgt werden. Bei der Besetzung
der Rollen gibt es einige schöne Leistungen. Der absolute Star
des Filmes ist Rebecca Ferguson („Mission Impossile –
Fallout“) als Rose the Hat, die eine überzeugende Anführerin
der Schurken abgibt. Die ganze Gang lebt zusammen auf einer Art
Bauwagenplatz.
Dorthin entführen sie (vor allem) Kinder und töten sie,
um so an deren Shining zu kommen. Es gibt dabei ein seltsames Gefälle
zwischen dem äußeren Bild der Hippies, das ja eher mit
Frieden und der freien Liebe assoziiert wird und der Grausamkeit,
mit der diese töten. Diese Dissonanz zieht sich bis zum Ende
durch und verschwindet nie ganz. Auch Kyliegh Curran als Abra Stone,
eine Teenagerin, der niemand ihre unglaublichen Talente und übernatürlichen
Begabungen glaubt, ist auf der einen Seite herrlich zerbrechlich,
auf der anderen Seite stark im Ausdruck, weswegen sie hier definitiv
als Highlight heraussticht. Auch Ewan McGregor („Trainspotting“),
der den inzwischen gealterten Danny Torrance spielt, liefert eine
durchweg gute Performance, sticht aber leider im Gegensatz zu den
anderen beiden nicht so heraus. Schauspielerisch gibt es auf jeden
Fall nix zu meckern.
Nachdem
Stephen King die Verfilmung zu seinem Buch Shining überhaupt
nicht mochte und diese auch nicht anerkannte, gestaltet sich die
Handlung in diesem Film etwas näher am Buch als beim ersten
Film. Das Ende jedoch spielt noch einmal im Overlook-Hotel, welches
im Buch zerstört ist.
Insgesamt
fühlt dieser Film sich leider an, als hätte man zwanghaft
versucht zwei Filme in einen mit zweieinhalb Stunden Laufzeit zu
quetschen und dabei an manchen Stellen ausufernd zu erzählen,
was bereits bekannt ist (zur Befriedigung der Shining Fans) und
sich an anderen sehr kurz zu halten. Der Regisseur hätte sich
ruhig trauen können seine eigene Geschichte basierend auf Kings
Roman zu erzählen, als einen zähen und auch nicht besonders
originellen Abklatsch des ersten Films zu realisieren. Aber das
worauf es am Ende ankommt ist vorhanden: Der Film ist nämlich
trotz aller aufgeführten Punkte durchaus unterhaltsam!
USA
2019 | Warner Bros. GmbH | Start: 21. November
2019 (FSK 16) R: Mike Flanagan | D:
Ewan McGregor, Rebecca Ferguson, Kyliegh Curran