Oberpfalz,
1980er Jahre: Die Arbeitslosenzahlen steigen und der Landrat Hans
Schuierer steht unter Druck, Perspektiven für die Bevölkerung
zu schaffen. Da erscheinen ihm die Pläne der Bayerischen Staatsregierung
wie ein Geschenk: In der beschaulichen Gemeinde Wackersdorf soll
eine atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) gebaut werden, die
wirtschaftlichen Aufschwung für die ganze Region verspricht.
Die
kleine oberpfälzische Gemeinde Wackersdorf in den 1980er Jahren:
Der Region geht es schlecht, die Arbeitslosenzahlen steigen, also
plant die bayerische Staatsregierung heimlich den Bau einer atomaren
Wiederaufbereitungsanlage, die dem ganzen Landkreis einen wirtschaftlichen
Aufschwung bescheren soll. Auch der Landrat Hans Schuierer (Johannes
Zeiler) ist von dieser Idee, die ihm der bayrische Umweltminister
(Sigi Zimmerschied) unterbreitet, zunächst begeistert und wird
schon bald als Retter der Region angesehen. Vereinzelt protestieren
aber Menschen wie die Links-Alternativen Monika (Anna Maria Sturm)
und Karl (Andreas Bittl) und sogar der Pfarrer (Harry Täschner).
Schuierer blendet die Proteste aber solange aus, bis die Staatsregierung
mit aller Heftigkeit auf die Aktionen einer Bürgerinitiative
reagiert, die erst kürzlich gegründet wurde, und diese
gewaltsam zu unterdrücken versucht. Nun kommen Schuierer langsam
Zweifel: Ist die Anlage wirklich so harmlos wie behauptet? Er beginnt,
Nachforschungen anzustellen...
„Wackersdorf“
von Regisseur und Co-Autor Oliver Haffner („Ein Geschenk der
Götter“) ist ein gelungenes Polit-Drama über ein
wichtiges Stück deutscher Geschichte. Bezüge zu der aktuellen
politischen Lage sind gewollt und beabsichtigt. Dabei wurde von
Seiten der Produktion viel Wert auf das passende Lokal- und Zeitkolorit
gelegt. Ganz bewusst wurde der Fokus der Handlung nicht auf die
politischen und wirtschaftlichen Ebenen gelegt, sondern vielmehr
wird der Film aus Sicht des Landrats Hans Schuierer (Johannes Zeiler)
erzählt, der vor Ort im Mittelpunkt des Geschehens ist. Der
historische Hintergrund ist der geplante Bau einer atomaren Wiederaufbereitungsanlage
(WAA), die dem strukturschwachen ländlichen Raum neue Arbeitsplätze
und wirtschaftlichen Aufschwung bringen soll.
Was jedoch
von Seiten der Politik und Wirtschaft niemand erwartete, war der
massive Widerstand der einheimischen Bevölkerung. Und genau
diese Menschen stehen im Mittelpunkt von „Wackersdorf“.
Der Regisseur hat sich bewusst dagegen entschieden aus diesem wirkungsmächtigen
Stoff einen Polit-Thriller, rund um Macht und Korruption, zu machen.
Vielmehr zeigt er, was solche Projekte mit den Menschen anstellen,
wie sehr sie sich auf gewachsene Strukturen zwischen den Menschen
auswirken und enorme Verwerfungen entfachen, die bis auf den heutigen
Tag nachwirken. Das Thema Atomkraft ist trotz beschlossenem Atomausstieg
noch längst nicht erledigt. Man denke nur an die weltweite
Renaissance der Atomkraft weltweit mit neuen technischen Entwicklungen
und Möglichkeiten. Aber das ist nicht das Thema des Films.
Der Fokus
liegt auf machtgierigen Politikern und geldgierigen Wirtschaftsmanagern,
die schon lange das Gespür für die Wirklichkeit verloren
haben. Genau diese Wirklichkeit herrscht im gemütlichen Dorf
Wackersdorf, wo die Welt scheinbar noch in Ordnung ist. Und genau
diese Ordnung wird mit Pauken und Trompeten ohne Rücksicht
auf Verluste in die Neuzeit katapultiert. Atomkraft, eine neutrale
Technik, scheint nicht kompatibel mit kapitalistischem Gewinnstreben.
„Wackersdorf“ ist die altbekannte Heldengeschichte des
„Held wider Willens“, in Person des wackeren Landrates
Hans Schuierer, der zunächst eine treibende Kraft für
den Bau der WAA ist und im Laufe des Films eine innere Wandlung
vollzieht.
D 2018 | Universal Pictures Germany Start: 20. September 2018 Regie: Oliver Haffner D: Johannes Zeiler, Peter Jordan,
Florian Brückner
Das klingt
sehr unwahrscheinlich, denn wann ändern Politiker schon einmal
ihre Meinung aus hehren Motiven? Die Antwort liegt in der bodenständigen
Verwurzelung des Mannes. Das ist jemand, der das Wohl seiner Gemeinde,
seine Freunde und seiner Familie im Auge hat. Eine Paraderolle für
Johannes Zeiler, der in der Vergangenheit auf deutschsprachigen
Bühnen brillierte, u.a. als Faust. Trotz des sehr ernsten Themas
hat der Film auch seine komischen Momente. Etwa wenn man sich über
die in der damaligen Zeit vorherrschende Frauendiskriminierung lustig
macht. Im gleichen Moment jedoch fällt auf, das sich gar nicht
so viel geändert hat und einem das Lachen im Hals stecken bleibt.
„Wackersdorf“ ist ein gelungener Genre-Mix aus Drama,
Heimatfilm und Thriller, der dank seiner noch stets aktuellen Thematik
empfehlenswert ist. Weise ist, der zwischen den Zeilen zu lesen
vermag...