Zu
Zeiten der deutschen Teilung gelingt dem jungen Künstler Kurt
Barnert (Tom Schilling) die Flucht aus der DDR in die Bundesrepublik.
Doch ein friedliches Leben will sich für ihn nicht einstellen
– zu sehr plagen ihn seine Kindheits- und Jugendtraumata,
die er während der Herrschaft der Nazis und der SED-Zeit erlitten
hat. Doch dann lernt er die Studentin Elizabeth (Paula Beer) kennen
und damit die Liebe seines Lebens, die er bald heiratet. Plötzlich
gelingen ihm Bilder, mit denen er nicht nur seine eigenen Erlebnisse
verarbeitet, sondern auch die einer ganzen Generation. Doch Kurts
Glück wird durch das schwierige Verhältnis zu seinem undurchsichtigen
Schwiegervater Professor Seeband (Sebastian Koch) überschattet.
Denn dieser trägt einige Schuld an den schwerwiegenden Ereignissen
in Kurts Leben...
Florian
Henckel von Donnersmarck gehört zu den Regisseuren, die es
gerne opulent und groß mögen. Dabei hat er eine Vorliebe
für die jüngere deutsche Geschichte mit all ihren Irrungen
und Wirrungen und ihren Höhen und Tiefen. Sein Debütfilm
„Das Leben der Anderen“ steht dafür exemplarisch.
Der Film, der mit einem Oscar für den besten fremdsprachigen
Film aufgezeichnet wurde, war nicht nur ein großer Erfolg
an den Kinokassen, sondern gleichzeitig auch sein Abschlussfilm
bei der Münchener Filmhochschule. Nach einer kreativen Schaffenspause
meldet sich nun das Ausnahmetalent zurück mit dem in jeglicher
Hinsicht monumentalen „Werk ohne Autor“. Der Film lief
erfolgreich im Wettbewerb von Venedig und vertritt Deutschland bei
den Oscars 2019. Am Tag der Deutschen Einheit wird der Film in den
Kinos anlaufen. Doch was steckt hinter dem Parforceritt durch die
jüngere deutsche Geschichte, der an 189 Minuten dauert? Zunächst
einmal muss man sagen, dass er seinen missglückten Hollywood-Ausflug
(„The Tourist“) gut verdaut hat und keinerlei kreative
Schäden beibehalten hat. „Werk ohne Autor“ bedeutet
vier Jahre harte Arbeit und viel persönliches Engagement des
Regisseurs. Für ihn ist dieser Film so etwas wie eine Bilanz
seiner bisherigen Karriere. Das merkt man dem Film leider auch gelegentlich
an. Er wirkt ambitioniert, aber auch überladen und manchmal
einfach nur langweilig.
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Es
ist ein bildgewaltiges Werk über die Macht der Kunst und was
sie mit der Psyche der Menschen macht, eingebettet in einen Handlungsbogen,
der sich über drei Jahrzehnte erstreckt und dabei keinen gesellschaftlichen
Umbruch auslässt. Doch jenseits dieser bedeutungsschweren Ebene
ist „Werk ohne Autor“ ein spannendes Drama um die menschlichen
Abgründe und ein unterhaltsamer Psycho-Thriller. Unter dem
Deckmantel der Fiktion lehnt sich dieser Film mal mehr, mal weniger,
an die Lebensgeschichte des Malers, Bildhauers und Fotografen Gerhard
Richter an. Jedoch geht es dabei eher um seine private Geschichte,
als um seine künstlerischen Wege. Die Stärke von Donnersmarck
ist es, sich von den biographischen Fakten zu lösen und stattdessen
diese in eine spannende Geschichte zu packen. Er schafft vielmehr
seine eigene Welt und entführt den Kinozuschauer in ebendiese.
„Werk ohne Autor“ ist aufwendiges Kino und keine verkopfte
Arthouse-Produktion. Man sieht dem Film an, dass er nicht gerade
billig in der Produktion war.
Er
versteht es sehr gut, ein intellektuelles Thema mit den Ansprüchen
des modernen Kinos zu verbinden. „Werk ohne Autor“ kann
sehr gut im Programmkino laufen, aber auch die Massen unterhalten.
Schauspielerisch liefert Tom Schilling in der Hauptrolle eine solide
Leistung ab. Angesichts der Tragik seiner Figur, bleibt sein Schauspiel
jedoch sehr häufig nur an der emotionalen Oberfläche und
kann wenig mitreißen. Überzeugend agiert hingegen Sebastian
Koch, der die ganze emotionale Bandbreite seiner Figur auslotet
und zum Leben erweckt. Man sollte „Werk ohne Autor“
als spannendes Drama ansehen, welches sehr frei mit historischen
Begebenheiten umgeht und sie der Vision des Regisseurs unterordnet.