Startseite > Gesellschaft > Sachbuch | 08.01.2020

SACHBUCH
Betrachtungen eines Weltreisenden

Niemand hat die internationalen Krisenregionen so oft bereist und die Situationen vor Ort so kenntnisreich beurteilt wie der große Journalist Peter Scholl-Latour. Seine hellsichtigen Analysen bieten auch heute noch Orientierung. Wie sein gesamtes Werk, so schildert auch diese Auswahl seiner Reportagen die fundamentalen Verwerfungen an den politischen und militärischen Brennpunkten der vergangenen sechs Jahrzehnte.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Propyläen Verlag

Niemand hat die internationalen Krisenregionen so oft bereist und die Situationen vor Ort so kenntnisreich beurteilt wie der große Journalist Peter Scholl-Latour. Seine hellsichtigen Analysen bieten auch heute noch Orientierung. Wie sein gesamtes Werk, so schildert auch diese Auswahl seiner Reportagen die fundamentalen Verwerfungen an den politischen und militärischen Brennpunkten der vergangenen sechs Jahrzehnte. Scholl-Latours Beobachtungen erklären noch heute, warum sich die Weltgemeinschaft in manchen Regionen immer wieder geradezu unlösbaren Konflikten gegenübersieht. Seine Reportagen von den Brennpunkten unserer Welt sind eine so fesselnde und erhellende Tour d‘Horizon durch die jüngste Weltgeschichte, von den Zeiten des Kalten Krieges bis hin zur neuen Weltunordnung unserer Gegenwart ? immer hatte Scholl-Latour fundierte Analysen und zutreffende Prognosen parat. Sie fußten auf einer ausgeprägten Kenntnis des jeweiligen Landes und seiner Bewohner sowie der hinter den Konflikten stehenden historischen Wurzeln, politischen Interessen und religiösen Zwänge. Bis heute sind Scholl-Latours Texte ein Quell der Erkenntnis für all jene, die versuchen, die neue Weltunordnung zu verstehen…

Der Tod von Peter Scholl-Latour im Jahre 2014 hat viele Menschen erschüttert und eine große Lücke hinterlassen. Umso schöner ist der Umstand, dass nun ein neues Buch mit ausgewählten Texten des Autors erscheint. Diese stammen aus seinen zwischen 1979 und 2014 erschienen Büchern und sind nach Ländern und Regionen sortiert. Die sechs Kapitel in „Betrachtungen eines Weltreisenden“ entführen die Leserinnen und Leser in unterschiedlichen Regionen und Länder auf dieser Welt. Dabei geht die Reise von Vietnam zur Region zwischen Golf und Maghreb, macht einen Halt in Iran und Irak endet schließlich in Afghanistan und Zentralasien. Wenn man die Texte von Peter-Scholl-Latour liest, wird einem schmerzlich bewusst, wie sehr in diesen unübersichtlichen und chaotischen Zeiten eine einordnende Stimme fehlt, die eine Unmenge an Informationen, sortiert, bewertet und erklärt.

Peter Scholl-Latour war ein „Welterklärer“ im besten Sinne des Wortes. Auch 2020 sind seine Worte aktueller denn je zuvor. Stets hat er schonungslos, frei von Wunschdenken, Geopolitik erklärt. Wenn man das Kapitel über den Iran in diesem Buch liest, geht der Blick zurück in die 50er Jahre. So werden die Ursachen freigelegt für einen Konflikt der bis in die heutige Zeit reicht. Peter Scholl-Latour konnte nicht nur aus reichhaltigen Erfahrungen im Umgang mit den Mächtigen dieser Welt schöpfen, sondern verfügte über einen präzisen und poetisch anmutenden Schreibstil, der seine Bücher so auszeichneten. Diese Stimme ist für immer verstummt. Umso wichtiger, dass nun dieses Buch mit ausgewählten Texten erschienen ist.


Peter Scholl-Latour | Betrachtungen eines Weltreisenden | Propyläen Verlag

 

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