Über
keine Epoche der deutschen Geschichte wurde so viel geschrieben
wie über die Zeit zwischen 1933 und 1945. Unzählige Bücher
und Publikationen beschäftigen sich mit der Herrschaft des
Nationalsozialismus. Aber auch in den Medien scheint das Dritte
Reich stets präsent. Doch nur selten erfahren wir Neues aus
dieser Zeit, jenseits von trivialen Erkenntnissen. Dabei ist diese
Zeit zugleich noch voller offener Fragen und ein dankbares Feld
für die Geschichtsforschung. Heike Görtemaker hat mit
ihrem Buch „Hitlers Hofstaat“, dass nun als Taschenbuch
erschienen ist, beweisen, dass es sehr wohl noch möglich ist,
grundlegend neue Fakten an das Tageslicht zu bringen. In ihrer umfangreichen
und sehr detaillierten Studie macht sie deutlich, dass Adolf Hitler
nicht der einsame und unnahbare Mensch und Politiker war, als der
er stets beschrieben wird. Vielmehr hatte er schon seit seinem Aufstieg
in der NSDAP einen ihm loyalen Kreis von Menschen um sich, die ihn
privat und politisch berieten, begleiteten und ihr Schicksal an
ihn knüpften.
Die
Autorin geht in ihrem Buch erstmals der Frage nach, wer diese Menschen
waren, was ihre Funktionen im Umfeld Hitlers waren und welchen Einfluss
diese Menschen auf die Entscheidungsfindung Hitlers hatten. Zu diesem
Zweck hatte Heike Görtemaker Zugang zu bislang unbekannten
Quellen aus Hitlers Umfeld. Sehr interessant auch die Rolle dieser
Menschen nach 1945, als der Mythos von Hitler als einsamen Führer
entstand und bewusst verfestigt wurde. Illustriert ist das Buch
mit über 60 zeitgenössischen Fotografien, die einen Einblick
in Hitlers privates Umfeld geben.
Inhaltich
trennt das Buch zwischen den Menschen, die Hitler von den 1920er
Jahren bis zur Machtergreifung 1933 begleiteten und den Menschen,
die ihn danach begleiteten und umgaben. Die Autorin schreibt auf
einem hohen wissenschaftlichen Niveau, dass aber auch für Laien
verständlich ist. Sie zeichnet sich aus durch eine große
Akribie, wenn es um Zahlen, Daten und Fakten geht. Hier werden sehr
viele Namen genannt, die so vorher nicht bekannt waren. „Hitlers
Hofstaat“ beleuchtet ein weitgehend unbekanntes Kapitel der
deutschen Geschichte und revidiert das Bild Adolf Hitlers als Privatperson
und Politiker in weiten Teilen und ist zugleich ein wichtiger Diskussionsbeitrag
in einer wichtigen akademischen Debatte.