Startseite > Kultur > Literatur | 26.02.2020

LITERATUR
Der Ballhausmörder

Berlin, 1928. Es ist eine schwülheiße Sommernacht. In Bühlers Ballhaus in der Augustastraße, auch Clärchens Ballhaus genannt, wird Adele, die Garderobiere, ermordet aufgefunden. Sie wurde mit Chloroform betäubt und dann erstickt.

von Eve Pohl


© dtv Verlagsgesellschaft

Berlin, 1928. Es ist eine schwülheiße Sommernacht. In Bühlers Ballhaus in der Augustastraße, auch Clärchens Ballhaus genannt, wird Adele, die Garderobiere, ermordet aufgefunden. Sie wurde mit Chloroform betäubt und dann erstickt. Und der neu eingestellte Pianist ist spurlos verschwunden. Doch mindestens ebenso verdächtig scheint ihr ehemaliger Geliebter, ein Kommunist, der bei der Polizei bereits aktenkundig ist. Am Abend ihres Todes trug Adele ein kostspieliges Kleid – ein Geschenk. Aber von wem? Kommissar Leo Wechsler und seine Kollegen ermitteln in einer Welt von Charleston, Sekt für eine Mark und hemmungslosem Amüsement.

Kommissar Leo Wechsler ermittelt nun schon zum siebten Mal im Berlin der 20er Jahre. Dieses Mal verschlägt es ihn und seine Kollegen ins Nachtleben der pulsierenden Millionenstadt. Im Mittelpunkt steht Adele, die sich als Garderobiere in Clärchens Ballhaus verdingt, aber eigentlich lieber Schauspielerin werden will. Dafür kam sie aus Bernau nach Berlin und nahm Unterricht bei einem russischen Schauspiellehrer. Bereits als Kommissar Leo Wechsler am Tatort eintrifft, herrscht kein Mangel an Verdächtigen. Das Ballhaus ist an jenem Septemberabend gut besucht, an welchem Adele Schmidt im Hinterhof ermordet wurde. Niemand scheint leider etwas bemerkt zu haben und so beschränken sich die Beweise auf ein Bonbonpapier und das Kleid, welches sich Adele nicht hätte selber leisten können.

So beginnt für die Kollegen die komplizierte Ermittlung, die sich schnell in verschiedene Richtungen entwickelt, sich aber auch schnell wieder zerschlägt. Ab Anfang des letzten Drittels des Romans ahnt man schließlich, wie alles zusammenhängt, auch wenn man die fraglichen Akteure noch nicht kennt, oder zumindest nicht namentlich kennen gelernt hat. Deswegen nimmt ab da die Spannung deutlich ab und man erwartet eine Wendung, die sich dann nicht einstellen mag. Da ist eine Menge vergebenes Potential, das nicht ausgeschöpft wurde. Dennoch macht es auch dieses Mal Spaß in die schillernde Realität dieser Zeit einzutauchen. Am Tage ist es grau und desillusionierend, doch die glitzernden Fassaden und Dekorationen in der Nacht sind nur aus Licht und Pappmaschee. Immer wieder werden die persönlichen Verwicklungen thematisiert und auch die politische Gesinnung der einzelnen Akteure kommt zum Tragen. Was wird wohl aus Kriminalsekretär Robert Walther in seiner neuen Arbeitsstelle und den Kollegen, die sich dort über die Macht der Sozialdemokraten innerhalb der Polizei ärgern? Man darf gespannt sein auf Leo Wechslers achten Fall.


Susanne Goga | Der Ballhausmörder | dtv Verlagsgesellschaft

 

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