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Schritte: So viele trennen Mafalda noch von dem Tag, an dem es vollkommen
dunkel um sie herum sein wird. Als das Mädchen vor drei Jahren
erfuhr, dass mit seinen Augen etwas nicht stimmt, flüchtete
es auf den Kirschbaum im Schulhof. Dank der neuen Hausmeisterin
fand es wieder zurück auf den Boden der Realität. Seitdem
wird Mafalda von Estella morgens mit einem Pfiff begrüßt,
sobald sie in die Straße zur Schule einbiegt. Anfangs kann
sie von dort aus den Kirschbaum noch sehen. Doch mit jeder Woche
werden es weniger Schritte. Tapfer geht sie ihrem Schicksal entgegen
- unmerklich geleitet von Estella, die ihr zeigt, dass das Wesentliche
im Leben für die Augen unsichtbar ist…
Dieses Buch sprüht nur so vor Metaphern,
sodass man viele verschiedene Ebenen zum Nachdenken erhält.
Normalerweise sagt man: „Der Weg ist das Ziel!“ In diesem
Fall allerdings bedeutet das, je weniger Schritte Mafalda braucht,
desto näher ist sie nicht am Ziel, sondern daran zu erblinden.
Denn die Schritte hier beziehen sich auf die Frage, wie viele Schritte
sie von ihrem Kirschbaum entfernt ist und ihn noch ausmachen kann.
Auch der Baum selber als Symbol für das Leben, der immer mehr
aus dem Blickfeld verschwindet, kann schon als Bild betrachtet werden.
Ebenso wie viele Anspielungen auf bekannte Literatur, die das Mädchen
nicht unbedingt versteht, der Leser aber teilweise schon. Die Geschichte
ist einfach, aber dennoch emotional mitreißend. Obwohl das
Mädchen ihr Augenlicht verliert, gibt sie nie ihren Lebenswillen
auf, sondern arbeitet fieberhaft daran, eine Liste abzuarbeiten,
auf der lauter Dinge stehen, die scheinbar nur mit Sehvermögen
möglich sind. Je weniger sie jedoch sieht, desto klarer wird,
dass Sehkraft keinen Menschen ausmacht. Das größte Problem
dieses Buches ist, dass man genau merkt, dass eine erwachsene Frau
dieses Buch schreibt, die sich als achtjährige ausgibt und
versucht die Geschichte aus der Sicht eines Kindes zu erzählen.
Man hätte es vielleicht lösen können, indem man statt
eines Ich-Erzählers einen auktorialen Erzähler gewählt
hätte. Leider kegelt genau dieser Stil einen an manchen Stellen
des Buches hinaus, sodass man den Roman zwar Ende zwar interessant
und irgendwie schön, aber nicht außergewöhnlich
findet.
Paola
Peretti | In der Nacht hör' ich die Sterne |
dtv Verlagsgesellschaft