Dieses
Jubiläum wird weit über Bonn hinaus begangen, doch die
einstige Bundeshauptstadt versteht sich durchaus als Epizentrum
des Geschehens und die hohe Anzahl der Vorausbuchungen für
die Museen und Veranstaltungen lassen schon ahnen, dass 2020 ein
Jahr der Superlative werden wird. Beethoven war schon zu Lebzeiten
(1770 – 1827) eine Art Popstar und der erste freischaffende
Komponist.
Mit
rund 250 Exponaten führt die Ausstellung „BEETHOVEN
Welt.Bürger.Musik“ in der Bundeskunsthalle chronologisch
durch den Lebensweg des Komponisten. Die Kuratorinnen Agnieszka
Lulinska und Julia Ronge haben einen Einblick in die Welt des Musikers
geschaffen mit Partituren, historischen Dokumenten, Briefen, Videos
und Hörbeispielen seiner Kompositionen: In einer Hörstation
kann man dem Quartett „Mir ist so wunderbar“ aus dem
Fidelio lauschen, dem Trauermarsch „Marcia Funebre“
aus der Eroica und einem Teil der Egmont-Ouvertüre. Ergänzt
wird die Schau mit einer ganzen Reihe historischer Instrumente,
wie Pauken, Streich- und Blasinstrumente und zwei nachgebaute Klaviere.
Beethoven lebte in der Ära der ausgehenden Feudalherrschaft
und dem Eintritt in die Moderne, in der das Bürgertum zunehmend
an Bedeutung gewann, was ihm gute Entfaltungsmöglichkeiten
bot.
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©
Maria Kara
Die
Kuratorinnen stellen Beethoven in Kontext zu anderen Persönlichkeiten
seiner Zeit, wie Johann Wolfgang von Goethe, und lassen auch die
Kriege nicht aus. In einem kleinen Raum sind 25 der Radierungen
von Francisco de Goya aus dem Zyklus „Die Schrecken des Krieges“
ausgestellt, auf denen entsetzliche Gewalttaten während des
spanischen Unabhängigkeitskampfes gegen Napoleon illustriert
sind. Neben all der hehren Kunst waren die Kriege eine allgegenwärtige
Realität. Beethoven hatte mit patriotischen Huldigungsmusiken
großen Erfolg, die nach der Neuordnung Europas durch den Wiener
Kongress 1814/15 entstanden.
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Maria Kara
Dem Patienten Beethoven wird ebenfalls Raum gegeben, denn er litt
seit seiner Kindheit an diversen Krankheiten. Am traumatischsten
war seine fortschreitende Ertaubung, die für den Musiker eine
Katastrophe war. In der Ausstellung sind riesige Hörgeräte
zu sehen, und er ließ sich sogar auf die Galvano-Therapie
mit Gleichstrom ein. Eine Tabelle mit seinen Erkrankungen und den
damaligen Therapiemöglichkeiten gewährt interessante Einblicke,
inklusive der damals noch neuen Homöopathie.
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Maria Kara
Höhepunkte der Ausstellung sind die fünf Gemälde
von Josef Maria Auchentaller, die Beethovens „Pastorale“
bebildern. Eine im 3D-Verfahren hergestellte Photoplastik von Oliver
Laric kopiert ein Denkmal von Max Klinger, der Beethoven als olympische
Gottheit darstellte. Gustav Klimt hat sich von Richard Wagners Interpretation
der Neunten Sinfonie zu seinem berühmten Beethovenfries anregen
lassen, einem monumentalen Werk über drei Wände, das der
Sehnsucht des Menschen nach Glück gewidmet ist.
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Maria Kara
Als musikalische Beispiele stehen die „Eroica“, die
„Missa Solemnis“ und die Neunte Sinfonie im Mittelpunkt.
Die Kompositionen seiner letzten Lebensjahre hat Beethoven nicht
mehr hören können. Ihre Komplexität und Genialität
verwundern um so mehr. Den Kuratorinnen lag zudem die Herausstellung
der humanistischen Gesinnung Beethovens am Herzen, die in der Vertonung
von Friedrich Schillers „Ode an die Freude“ ihren Höhepunkt
fand.
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Maria Kara
Eines der berühmtesten Gemälde von Beethoven wurde 1820
von Joseph Karl Stieler gemalt. Derzeit ist es in der Bundeskunsthalle
zu sehen, normalerweise aber im Bonner Geburtshaus ausgestellt.
Dieses, das Beethoven-Haus Bonn, wurde nach Renovierungen und Erweiterungen
gerade wieder neu eröffnet und hat dem renommierten Hofmaler
Joseph Karl Stieler eine Sonderausstellung gewidmet. Stielers Beethoven-Porträt
ist dort derzeit nur virtuell vorhanden, aber andere Exponate erläutern
seine Entstehungs- und Wirkungsgeschichte. Das für heutige
Verhältnisse winzige Haus liegt nicht allzu weit von der Bundeskunsthalle
entfernt und es sind Kombi-Tickets erhältlich. Vorausbuchungen
sind angesichts des zu erwartenden Ansturms empfehlenswert.
Weiterführende
Links
https://www.bundeskunsthalle.de/ausstellungen/beethoven.html
https://www.beethoven.de/de/museum#sonderausstellung