Die
Macher von Gomorrha und Sicario 2 zeichnen mit "ZeroZeroZero"
ein skrupelloses, schockierendes und faszinierendes Bild über den
Kampf um die Vormachtstellung in dem Vertrieb der am meisten konsumierten
Droge der Welt: Kokain!
In
"ZeroZeroZero" laufen die Fäden im internationalen
Drogenhandel in den verschiedensten Winkeln der Welt zusammen. In
Italien versucht der alte, seit Jahren versteckt in einem Bunker
lebende Clan-Boss Don Minu (Adriano Chiaramida) seine Vormachtstellung
zu behaupten, doch ausgerechnet sein Enkel Stefano (Giuseppe De
Domenico) will ihn entmachten. Das Kokain, auf dem der Don seine
Macht aufbaut, kommt aus Südamerika, wo eine Spezialeinheit
der Armee mit unglaublicher Brutalität die Kartelle in ihre
Schranken weisen will. Doch Sergeant Manuel Contreras (Harold Torres)
steht auf der Gehaltsliste der Drogenbosse. In Amerika agiert Edward
Lynwood (Gabriel Byrne) derweil als Broker zwischen den süd-
und mittelamerikanischen Kartellen und der europäischen Mafia
und sorgt mit seinen Containerschiffen für den Transport. Als
sich die Ereignisse überschlagen, müssen seine Tochter
Emma (Andrea Riseborough) und sein aufgrund einer Erbkrankheit geschwächter
Sohn Chris (Dane DeHaan) alles riskieren, um das Familiengeschäft
zu retten…
Schon
nach wenigen Minuten wird dem Betrachter klar, dass es sich bei
„ZeroZeroZero“ um eine erstklassige Serie handelt. Hier
kommt einfach alles zusammen, was eine gute Serie ausmacht. Da treffen
wunderschöne Bilder auf einen hypnotischen Soundtrack und charismatische
und in ihren Rollen überzeugende Darsteller. In den ersten
17 Minuten, solange dauert es in der ersten Folge bis zum Vorspann,
ist man restlos begeistert und weiß, dass man diese Serie
am liebsten hintereinander schauen möchte. Sie ist zeitgemäß
inszeniert von Stefano Sollima („Gomorrha“, „Sicario
2“) und düster-visionär. Lange Einstellungen und
wundervolle Kamerafahrten lassen den Zuschauer sehr schnell in die
Szenerie emotional eintauchen. Die literarische Vorlage stammt von
Roberto Saviano, der mit seinem Buch „Gomorrha“ 2006
für viel Aufsehen und gute Kritiken sorgte. Es folgte ein Kinofilm
und eine international gefeierte Serie zum Buch unter Mitwirkung
von Roberto Saviano.
Und
nun beschäftigt sich der Erfolgsautor, der zusammen mit seiner
Familie, seit vielen Jahren unter ständigem Polizeischutz steht,
weil er in seinen Büchern sehr detailliert über das Innenleben
der neapolitanischen Mafia berichtet, mit der Droge Kokain. Saviano,
der für das Drehbuch von „ZeroZeroZero“ verantwortlich
zeichnet, zeigt deutlich auf, wie sehr Kokain die Welt beherrscht
und was es mit den am Drogenhandel beteiligten Menschen macht. Das
Buch wie die Serie sind erstklassig recherchiert und sehr nahe an
der Realität. Das sorgt für Hochspannung und intime Einblicke
in eine Schattenwirtschaft, die weltweit operiert und mit höchsten
Stellen in Wirtschaft und Politik vernetzt ist. Das ist besorgniserregend,
faszinierend und interessant zugleich. Diese Serie ist brisant und
hat bereits für lebhafte Diskussionen gesorgt.
„ZeroZeroZero“
punktet jedoch nicht nur mit einer spannenden Handlung und einem
überzeugenden Drehbuch, sondern auch mit einer hochklassigen
Inszenierung. Für die Serie konnte man mit Stefano Sollima
einen Regisseur verpflichten, der sich bestens mit der Materie auskennt.
Er hat bereits weite Teile von „Gomorrha“ inszeniert
und hat ebenfalls mit „Sicario 2“ seine hohen handwerklichen
Fähigkeiten eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Es gelingt
ihm meisterhaft die drei Handlungsstränge (Italien, Mexiko,
USA) kunstvoll miteinander zu verweben und eine packende Geschichte
zu erzählen.
Bereits
die erste Folge lässt an Spannung keine Fragen offen. Eine
Verfolgungsjagd in Mexiko und eine grandiose Eröffnungssequenz,
über die nicht mehr verraten werden soll, lassen dem Zuschauer
den Atem stocken und sind handwerklich großartig in Szene
gesetzt. Hier wirkt nichts übertrieben oder aufgesetzt. Es
ist ein gnadenloser, brutaler und authentischer Blick in die Abgründe
der menschlichen Seele und einer gierigen Gesellschaft ohne Moral
– spannend und abstoßend zugleich.
Italien,
Frankreich, USA 2019 | STUDIOCANAL | VÖ:
07. Mai 2020 (FSK 16) R: Stefano Sollima | D:
Andrea Riseborough, Giuseppe De Domenico, Gabriel Byrne,
Dane DeHaan